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Kleines Begriffslexikon
Sehnsucht
In Hiobs Klage - in seiner ersten Antwort an seinen Freund Elifas - in Kapitel 7,1ff lesen wir:
"Muß nicht der Mensch immer im Dienst stehen auf Erden, und sind seine Tage nicht wie die eines Tagelöhners?
Wie ein Knecht sich sehnt nach dem Schatten und ein Tagelöhner auf seinen Lohn wartet, so habe ich wohl ganze Monate vergeblich gearbeitet, und viele elende Nächte sind mir geworden.
Wenn ich mich niederlegte, sprach: Wann werde ich aufstehen? Bin ich aufgestanden, so wird mir's lang bis zum Abend und mich quälte die Unruhe bis zur Dämmerung."
Hier kommt all das, was "Sehnsucht" ausmacht zur Sprache:
Das Warten auf den "Lohn"!
Die unendliche "Dienstbarkeit"!
Die vergebliche Mühe!
Die Erfahrung der "Unerfüllbarkeit seines Sehnens"
Die tiefe Unruhe in seinem Leben, die nach Ruhe Ausschau hält!
Typisch für die Sehnsucht ist die Erfahrung, daß man sich in keinem "Zustand" wohl fühlt - immer ist es die Erfahrung des Mankos.
Der Psalmbeter hat in dieser seiner Sehnsucht das Ziel genannt: "Meine Seele sehnt sich nach den Vorhöfen des Hauses des Herrn" (Ps.84,3; oder: "Meine Augen sehnen sich nach deinem Wort" (Ps.119,82).
Und Paulus bringt es auf den Punkt in seinem Brief an die Römer (8,22.23):
"Denn wir wissen, daß die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt ("sehnt") und sich ängstet. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen ("sehnen") in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes."
Anstatt den Zustand der Sehnsucht - nämlich die "Knechtschaft" - wird hier das Ziel gesehen, die "Kindschaft". Anstatt den Zustand der "Gebundenheit" jenseits von Eden, wird hier die "Erlösung des Leibes" gesehen.
Augustin hat deshalb gesagt: Unser Herz ist unruhig, bis es ruht in Dir!
Ich verstehe das so:
Unser Herz ist voller Sehnsucht,
bis es zurückgekehrt ist zu DIR - Gott - in Dein Reich!
Siehe auch:
Hoffnung
Glauben
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