[Das Buch der Bücher] DEM BIBLISCHEN ZEUGNIS VERPFLICHTET
Pfarrer Jakob Stehle


Kleines Bibellexikon


Johannes-Evangelium

Besonderheiten


Der Inhalt

Das Johannes-Evangelium sticht in seiner Art aus den drei anderen synoptischen Evangelien heraus. Schon der Anfang des Evangeliums zeigt uns, daß es hier in einer besonderen Art um die "Offenbarung Gottes" geht: Gott liebt in Christus diese Welt und hat sich nicht von ihr getrennt. Gottes Ziel mit der Welt ist das "Heil durch den Sohn". Wer an diesen Sohn glaubt, der kommt aus dem Gericht - er wird durch eine neue Geburt aus Wasser und Geist als Kind Gottes geboren.

An Sonderheiten - und Unterschieden zu den ersten drei Evangelien - seien genannt:
  • Der Hauptschauplatz der Jesusdarstellung ist nicht Galiläa, sondern das "Herz" des Judentums - Jerusalem und der Tempel.
  • So wird die Reinigung des Tempels (weil der "Heilige" einzieht!) bereits am Anfang von Jesu Wirksamkeit berichtet. - Dazu gehören auch die 3 "Jerusalemreisen" Jesu.
    (Beachte: Jesus stirbt nicht am 15.Nisan, 9 Uhr (wie Markus 15,25) berichtet, sondern am 14. Nisan, 12 Uhr (Johannes 19,14).
  • Gleich im ersten Kapitel hören wir von Johannes dem Täufer. Er und Jesu wirken eine zeitlang parallel zu einander. Das Zeugnis des Täufers sieht Jesus als das "Lamm Gottes, das der Welt Sünde trägt". Jesus ist so die Erfüllung des Passahs.
  • Während von Jesus in den anderen Evangelien berichtet wird, wie sich Jesus mit Fragen des Gesetzes und der jüdischen Hoffnung vom kommenden Reich Gottes, zeigt uns das Johannes-Evangelium Jesus von Anfang an in seiner Herrlichkeit: ER IST DIE ERFÜLLUNG ALLER VERHEISSUNGEN DES ALTEN TESTAMENTES.
  • Auffallend ist, wie vom Volk Gottes als den JUDEN gesprochen wird. Die Botschaft Jesu ist also nicht allein eine Herausforderung an die Pharisäer und Schriftgelehrten, sondern an das ganze jüdische Volk. Jesus ist der Erlöser der Juden schlechthin - und der Völker. Manche Ausleger sehen darin auch die Spätdatierung des Evangeliums, das sich mit dem pharisäisch-rabbinischen Judentum nach der Tempelzerstörung auseinandersetzt.
  • Besonders auffallend im Johannes-Evangelium sind die großen Redekompositionen, die anstelle von Einzelsprüchen und Einzelberichten (im Vergleich zu den anderen Evangelien) getreten sind.
  • Diese Redekompositionen kreisen meist um Einzelaussagen, so z.B. in den berühmtem "Ich-Bin-Worten" Jesu.
  • An schriftlichen Quellen hat der Schreiber wohl vor allem eine Sammlung von Wundergeschichten Jesu vorliegen, die sogenannten "Semeia- (Zeichen) - Zeichenquellen". Es sind dies 7 Wundergeschichten ( Joh. 2,1ff; 4,46ff; 5,1ff; 6,3ff.16ff; 9,1ff; 11,1ff). Diese werden als "Zeichen der Herrlichkeit (Verherrlichung) Jesu Christi verstanden.
  • Während die drei ersten Evangelien in ihrer Darstellung der Passion Jesus vor allem sein Leiden hervorheben, legt Johannes den Schwerpunkt auf Jesus als dem Handelnden, der durch diese Leiden verherrlicht wird.
Hinweis:
  • Der Einstig in das Evangelium mit den Worten "Im Anfang war das Wort" erinnert ganz stark an den Anfang im Alten Testament: Die Welt wird am Anfang durch Gottes Wort geschaffen.
  • Der Schluß faßt alles zusammen mit dem Hinweis darauf: "Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, daß Jesus der christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen." (Joh. 20,31).
  • Wegen dieses Schlußsatzes (sozusagen der Skopus des Johannes-Evangeliums) halten viele das nachfolgende Kapitel 21 für einen Nachtrag.


    Johannesevangelium

    Stand: 14.Dez.2001