DIALOG-BEISPIELE: VATER-MUTTER-GOTT


Die schriftliche Anfrage :
VATER-MUTTER-GOTT in Beziehung zur Schöpfung

"Stell dir vor, ich versuche im Internet die Wurzel der aramäischen Sprache herauszufinden, und stoße auf Deine Seite. Der Grund meiner Suche ist, daß ich auf das Vater Unser, Übersetzung aus dem aramäischen, gestoßen bin, das überschrieben ist "Unser Vater-Mutter - (Abba Amma)".
Im "sacred dance" begleiteten wir das Gebet mit Gebärden, was sehr ergreifend für mich war. Sehr gut umgehen konnte ich mit dem Begriff -"Vater-Mutter Unser".
Was sagst Du dazu? Kannst Du bestätigen, daß dort Vater und Mutter, also das Männliche und das Weibliche angesprochen sind.

Mich beschäftigen viele, viele Fragen, mein Ziel ist es, an meinen eigenen Kern, an meine eigenen Wurzeln zu kommen.
Auf diesem Weg tun sich viele Fragen auf und viel kann ich lernen und staunen und Liebe spüren zu allen Dingen.
"Lauschet den Ahnen, sie raunen noch leis, wir hören den Auftrag und schließen den Kreis."

Für mich ist die Schöpfung Gott, alles mit dem göttlichen Atem durchtränkt." Ich fühle, daß alles miteinander verbunden ist. als Beispiel kam mir in den Sinn , ich bin wie ein Pinselstrich in einem gesamten, großen Bild, alles gehört zusammen, ist miteinander verbunden, kann ohne das andere nicht existieren - alles ist ein großes Bild, das Gesamte ist Gott. Je mehr ich dieses Einssein fühlen kann mit allem und mit jedem, desto mehr verstehe ich, daß es so ist. Manchmal spüre kleine Lichtblicke in dieses Einssein und freue mich darüber.

Wenn ich mich mit allen eins fühle, dann harmoniert alles auf einfachstem Weg miteinander, ist alles im Fluß. Manchmal kann ich es f ü h l e n , dann ist alles ganz einfach.

Im getanzten Gebet fühle ich! Wir haben leider verlernt, auf unsere Intuition zu vertrauen, das ist sehr schade. Meiner Meinung nach hat die Kirche viele daran gearbeitet, daß die Menschen ihrer eigenen Intuition nicht mehr vertrauen, sondern einen Gott brauchen, der sie zu Untertanen macht, der lobt und der straft, das macht Menschen unfrei.

Die ehemals Weisen und Wissenden wurden einfach vernichtet, verbrannt, gequält, gefoltert. So kann man gut seine Meinung durchsetzen und die Menschen einer Gehirnwäsche unterziehen.

So klingt Gott, wie Du als Christ ihn mir schildern willst überheblich und menschlich. Natürlich kann ich mir Kraft von Bäumen holen, hast schon mal die Energie gespürt, die von Bäumen ausgeht oder gar die Energie gesehen?? Gott würde nie verlangen, daß ich mir nicht Kraft von Bäumen u. ä . holen kann ..."

Versuch einer Antwort:
Die Bibel (sowohl das Alte als auch das Neue Testament) ist ganz klar auf die "Vateransprache" ausgelegt (wenn auch für die Liebe Gottes zu uns Menschen das Bild der Mutter Verwendung finden kann). Eine Anrufung einer Art "Mutter-Gottes" gibt es jedoch nicht. Im Gegenteil: So wurde der "Aschera-Kult" (eine Göttin in Kanaan) streng abgelehnt und verurteilt.

Es gibt in der christlichen Kirche die "feministische Theologie", die sich in besonderer Weise mit dem Problem beschäftigt. Da, wo im Gedächtnis behalten wird, daß Gott weder "Mann noch Frau" sondern Geist ist, da spielen letztlich die Bilder eine untergeordnete Form. In guter Tradition mit Israel und der Ökumene (der Bibel) dürfen wir sagen: Du bist zu uns wie ein Vater und wie eine Mutter! - Als Anrede "Mutter Gottes" würde ich es jedoch ablehnen, weil zu sehr die katholische Marienlehre bzw. die heidnische Göttinnenvorstellung hier ins Spiel kommt.

Für mich bleibt alles - aber auch wirklich alles - Schöpfung, Geschaffenes. Zwar trägt es die Handschrift Gottes, aber die Handschrift ist nicht der Schreiber selbst. Es ist wie ein Stempel: Es ist nur ein Abbild des Bildes im Stempel. Aber der Stempel bleibt das Original; er kann überall und vielen Blättern sein Bild aufdrücken. Doch das Bild hat keine Fähigkeit in sich, es bleibt Bild. Ich stimme dem zu: Wer die Abbildungen Gottes - seine Schöpfung - verachtet oder missbraucht, der verachtet auch den Schöpfer! Wer aber der Abbildung Gottes, seiner Schöpfung, göttliche Ehr oder Anbetung zuteil werden lässt, der lästert den Schöpfer.

So ist es auch mit dem Menschen: Er ist Ebenbild Gottes, aber er ist nie Gott selber! Gott hat ihn zwar "etwas niedriger gemacht als Gott" - aber er hat ihn nie und nimmer zum "Gott" gemacht! Gott hat ihn zwar zum "Herrn über seiner Hände Werk gemacht" - aber der Mensch ist nicht der "Herr". Nicht der Name des Menschen wird gelobt, sondern "HERR, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen." (vergleiche Psalm 8)


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