Besinnung - Jahresbegleiter  

18.September

Menschliche Satzungen oder Gottes Gebote

Jesus fragt: "Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Satzungen willen?"
Matthäus 15,3b

Das ist eine ernstzunehmende Frage, die Jesus hier seinen Landsleuten, den Pharisäern und Schriftgelehrten in Jerusalem stellt.
Und ist es nicht auch eine ernstzunehmende Frage für uns Menschen in unserer Zeit?

Das ist ja die große Versuchung, daß Menschen aller Zeiten und aus allen Völkern immer wieder versucht sind, die Gebote Gottes umzuschmeißen, um Satzungen, Verordnungen, Lebenskonzepte und Lebensziele durchzusetzen, die allzuoft konträr zu Gottes Geboten sind. Der Mensch denkt, er wüßte alles besser als Gottes Wort es zeigt! Das sehen wir schon auf den ersten Blättern der Bibel, in der Predigterzählung vom Sündenfall.

Natürlich stehen wir in unserer Zeit anderen geschichtliche Phänomene gegenüber, z.B. das, daß wir Europäer, die sehr stark durch die christlichen Werte geprägt sind, plötzlich mit nichtchristlichen Lebenskonzepten konfrontiert sind. Unser demokratisches Denken, das ja zunächst nicht aus dem christlichen Einfluß, sondern aus dem Denken der großen Philosophen Griechenlands kam, wurde doch im Laufe der Geschichte immer wieder neu an christlichen Werten ausgerichtet. Die Menschenrechte gehen letztlich zurück auf die Bibel.

In unserer Zeit stellen wir aber eine umgekehrte Richtung fest: Das moderne Denken wird immer mehr geprägt durch die Glücksfrage und durch die Machtfrage:
  • Soweit es private Dinge betrifft, so steht die Suche nach dem persönlichen Glück im Mittelpunkt. Was mir nützt und was in mir Glück auslöst, das will ich, egal, was andere oder was Gottes Gebote dazu sagen!
  • Und politisch: Was ist machbar, mit welcher Ideologie erreiche ich die meisten Menschen, was ist durchsetzbar - egal, ob es jetzt alten christlichen Werten entspricht oder nicht?
Aber lassen wir einmal den großen weltlichen und politischen Kreis und schauen in unser, der Christen Leben. Hier gilt Jesu Frage an Sie und mich: Warum hebt ihr Gottes Gebote für euer persönliches Leben auf und folgt Eurem Konzept, das sich letztlich wirklich nur um Euch selber dreht? Warum ist Euch wichtiger, was Menschen sagen, als das, was Gott in seinem Wort zu sagen hat?
Als Beispiel nehmen wir einmal die Ehe. Gott will, daß Mann und Frau miteinander glücklich werden in "guten und in bösen Tagen". Gott will, daß Mann und Frau Verantwortung tragen für das kommende Geschlecht. Gott will, daß Mann und Frau im Kleinen aufzeigen, was Vergebung und Neuanfang heißt. - Und was haben wir daraus gemacht?

Zur Zeit Jesu waren es die "Satzungen der Ältesten", die das religiöse und das private Leben der Juden regelte. Sie waren gleichsam als Schutzzaun um die Zehn Gebote gelegt. Die Absicht war gut, aber das Ergebnis führte zu einer Versklavung des Menschen. Gott aber will die Freiheit seiner Kinder! Gott will, daß sie unter seinem Segen leben und wirken. Gott will keine Marionetten, Gott will Menschen!

In den Sprüchen (Kap.15,33) lesen wir: "Die Furcht des Herrn ist die Schule (die Zucht, die zur Weisheit führt) der Weisheit." Genau das will Jesus: Gott fürchten und lieben und ehren und ihm vertrauen. Und daraus soll der Alltag Leben gewinnen.

Der Frage Jesu und der Aussage der Schrift sollten wir wieder neu unser Ohr leihen , gerade in den Fragen unseres Lebens und den Fragen unserer Zeit.


  • 38.Woche


  • Hinweis
    260.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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