WAS IST CHRISTLICH - WAS IST HEIDNISCH?

Eine kurze Religions-Betrachtung


Ich denke in einer "Religionsbetrachtung" sollten alle Aspekte berücksichtigt werden.

Es liegt auf der Hand, daß nicht alle Religionen gleich sind: Es gibt da "Naturreligionen", die zeichnen sich durch viel Brutalität aus (z.B. in Nigeria wurden Zwillinge ausgesetzt, weil man dachte, daß mit dem zweiten Kind ein böser Geist in die Welt kommt. Da man aber nicht unterscheiden kann, wer ist das Kind und wer ist der böse Geist, wurden beide geopfert).
Und es gibt Religionen (wie bei den Griechen), die in den Göttern nichts anderes sehen als "Übermächtige Gewalten", die aber durch und durch menschlich fühlen und handeln (Zorn und Liebe, Eifersucht und Haß).

Und da gibt es noch die Buchreligionen (Hohe Religionen genannt), die nicht nur über ihre Gottheit reden, sondern diese Gottheit hat eine regulative und normative Macht (Beispiel gewisse Gesetze).
Das nun dem Christentum, das ja eine "Fortschreibung des Judentums" ist (in dem Sinne, daß das Alte Testament Verheißung und das Neue Testament Erfüllung ist), besondere Bedeutung zukommt, das zeigt schon unser Grundgesetz und auch die Entstehung der modernen demokratischen Ordnungen, die größtenteils auf die Zehn Gebote zurückgehen.

Man erlaube mir, daß ich einmal rational argumentiere: Die Religionen der Vorzeit, zu denen auch die der Germanen gehört, sind vorbei. Sie waren Lokalreligionen, wie z.B. die Verehrung der Baalim in Kanaan. Ihre Gottheiten waren gedacht und hatten keine Kraft (das zeigt uns die Geschichte von Elia und den Baalspriestern). Sie unterjochten die Menschen mit Furcht. So brachte man nicht nur Tieropfer sondern auch Menschenopfer. Missionare berichteten darüber von den Inseln in Ozeanien. Der Gott Israels, der der Vater Jesu Christi ist, hat dagegen das "Recht lieb" und er setzt sich für "Witwen und Waisen, für die Armen und Elenden" ein. Das Schwache stößt er nicht zu Boden und den glimmenden Docht löscht er nicht. Er ist Schöpfer des Lebens und er will Leben erhalten. Er will die Menschen nicht unterjochen sondern sie zur Liebe und Wahrheit anhalten.

Da werde ich gefragt: "Welches Recht und welches Wissen hab ich, daß nur ein Glaube der wahre Gottglaube sein kann?" Dazu nun folgendes:
  1. Das Recht ist das Recht der Entscheidung. Ich entscheide mich für einen Gott. Das tue ich nicht nur rational sondern mit der ganzen Existenz. Der Auslöser dafür kann verschieden sein: Erziehung oder Erfahrung. Meist ist es so, daß die Erziehung vorausgeht und wenn die Erfahrung das deckt, glaube ich an Gott. Erziehung allein führt aber noch nicht zum Glauben. Das sehen wir in unserem Land sehr deutlich, wo die meisten im Religionsunterricht religiös erzogen werden und dennoch nicht wirklich glauben, d.h. ihr Leben Gott, dem Vater Jesu Christi, anvertrauen.

  2. Das Wissen ist nicht zuletzt auch Resultat meines Verstandes, meiner Argumentationen, meiner Einwände und meiner Einsichten. Nun aber lehrt das Christentum, daß es letztlich nicht die Vernunft ist sondern Gottes, des lebendigen Gottes, Geist: "Der heilige Geist hat mich durchs Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten" (so Martin Luther zum 3.Artikel des christlichen Glaubensbekenntnisses). Das Evangelium nun ist die Gute und Frohe Botschaft, daß mich Gott liebt und alles zu meiner Erlösung in Christus getan hat. Ich darf als sein Kind leben - und ich darf hoffen, daß er mich einst aus dem Staube auferweckt zum ewigen Leben.
Dagegen steht nun (und ich nehme das einmal als Beispiel) die (wohlgemerkt) Selbst-Aussage des Germanentums (was in meinen Augen keine Religion im üblichen Sinn ist sondern vielmehr eine Einstellung):
"Wir germanischen Heiden haben keinen Herrn - wir sind Herren!" Diesen stolzen Satz rief vor tausend Jahren, bei der Belagerung von Paris, ein Wikinger dem Abgesandten des französischen Königs zu, als dieser die Belagerer fragte, wer denn ihr Herr sei. Das ist auch heute noch so. Ein "geistliches Oberhaupt", gewissermaßen den "Chef des Bodenpersonals" irgend eines Gottes, gibt es bei uns nicht. Eine überragende Persönlichkeit kann man im Heidentum durch eigene Leistung werden - z.B. auf erkenntnistheoretischem, wissenschaftlichem, erzieherischem oder organisatorischem Gebiet um nur einige zu nennen - und durch sein gelebtes, tapferes Vorbild." -
Hier hat der Mensch keinen Gott - hier muß er selber schauen, wie er zurecht kommt. Deshalb ist dies auch keine "Erlösungsreligion" sondern pure "Selbsterlösung".

Die Darstellung, die sich manche Menschen von den sogenannten "heidnischen Religionen" machen, decken sich nicht mit meiner Erfahrung, die ich z.B. mit dem Heidentum (Animismus - Beseelung aller Dinge; und Ahnenverehrung) gemacht habe. Gerade im Heidentum herrscht Furcht und Zittern vor den Göttern. Da wird nicht von Liebe und Vergebung geredet, nicht von Achtung des menschlichen Lebens. Und der "Aber-Glaube" bedeutet hier Dinge zu glauben, die nicht nur gegen alles moderne Denken spricht sondern auch gegen die weltweite Verantwortung den vielen Milliarden Menschen gegenüber. Es ist doch töricht, seine Handlungen abhängig von einem Sternzeichen zu machen! Es ist doch eigenartig, daß ich Karten zur Wahrheitsfindung brauche! Es ist - in meinen Augen - "Ein-Sich-Drücken" vor der eigenen Entscheidung.
Nehmen wir dagegen den neuen Ansatz der christlichen Religionen für "Frieden, Freiheit und Erhaltung der Schöpfung". Hier sind wir aufgerufen, so zu leben und zu handeln, daß Gottes Schöpfung als Geschenk angenommen und verwaltet wird.

Lieber Leser, ich habe versucht auf verschiedene, mir gestellten Fragen einzugehen. Es mag sein, daß ich nicht alle beantwortet habe - oder aber zu undeutlich bin. Zögere nicht, mir das mitzuteilen, denn es liegt mir viel daran, daß wir hier im Gespräch bleiben. - Und bei all dem, was ich oben gesagt habe - möchte ich noch betonen: Ich bin nicht befugt, über Menschen zu urteilen - und das will ich auch nicht! Ich will aber über ihre Einstellungen zur religiösen Sehnsucht reden und nicht zuletzt über ihre Hoffnungen - und ich will dagegen meine Hoffnung aufzeigen. Wenn ich sehe, daß ein Blinder auf ein Loch zuläuft, dann ist es meine Pflicht, ihm das zu sagen. Dieses "Loch" sind in meinen Augen Wege, die ins Leere oder in die Irre führen - es sind für mich die religiösen Versuche, sich selbst bei den Haaren aus dem Sumpf zu ziehen. Ich meinerseits freue mich, dass mich da schon einer bei der Hand genommen hat und spricht: Fürchte dich nicht! Glaube nur!

N.B. Dieser Artikel ist schon ein Vorwegnahme zum Thema "Christlich - Heidnisch".
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