Besinnung - Jahresbegleiter  

19.Oktober

DIE SCHRIFT KANN NICHT GEBROCHEN WERDEN

"Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah, - und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden -, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott -, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?"
Johannes 10,35.36


Jesus ist im Gespräch mit seinen Volksgenossen. Er hatte frei und offen bekannt: "Ich und der Vater sind eins!". Und offensichtlich haben ihn seine Gesprächspartner so verstanden, daß er behauptete: ICH BIN GOTT!
So bezichtigen sie ihn nun der Gotteslästerung, die schlimmste Anklage, die es im Judentum gab. Deshalb wollten sie ihn steinigen.

Jesus nun seinerseits argumentiert mit der Heiligen Schrift. Das waren die Schriften der Juden (unser Altes Testament). Er beruft sich auf Psalm 82,6 wo es heißt: "Ich habe gesagt: Ihr seid Götter."
In diesem Psalm wird Gott als der höchste Richter gepriesen: Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den "Göttern." Ihnen (wen auch immer wir uns darunter vorzustellen haben!) hat er das Richteramt anvertraut. Doch sie versagen und sie lassen sich nichts sagen. Und obwohl Gott ihnen das Amt anvertraute und sie "Götter" nannte, will er sie wegen ihres Versagens richten.

Nun fragen wir zurück: Wie hat Jesus seine Aussage "Ich und der Vater sind eins!" wohl verstanden?
Nehmen wir den Zusammenhang, dann geht es um das Amt des Hirten. Jesus sieht sich als der gute Hirte. Er kennt die Seinen - und die Seinen kennen ihn.
Das Hirtenamt ist aber nun das eigentliche Amt Gottes: Er ist der gute Hirte (siehe Psalm 23). Und der Prophet Micha bittet: "Weide dein Volk mit deinem Stabe." (Micha 7,14). Andererseits hat Gott seine Hirten eingesetzt: Könige und Propheten. Sie stehen in der "Gottesgemeinde" - sie haben von ihm einen Auftrag. Er nennt sie "Götter".

Jesus raubt also Gott nicht die Ehre - und er lästert auch Gott nicht, sondern er macht ernst mit dem Amt, das Gott ihm gegeben hat.

Nun aber gibt unser Herr und Heiland noch einen anderen Grund an - und das konnte keiner der "Götter" (Richter, Hirten) vor ihm sagen: "Wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott-, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?".
Jesus kommt von Gott. Er unterscheidet sich von allen anderen, die Gott als Richter oder Hirte eingesetzt hat. ER KOMMT VON GOTT! Und er ist der verheißene König, von dem Gott sagen will (Psalm 2): Du bist mein Sohn!

Und noch ein Drittes: "Tue ich nicht die Werke meines Vaters, so glaubt mir nicht; tue ich sie aber, so glaubt doch den Werken, wenn ihr mir nicht glauben wollt, damit ihr erkennt und wißt, daß der Vater in mir ist und ich in ihm." (10,37+38)

Nochmals wird klar: Jesus spricht von seinem Vater - also ist er Gottes Sohn! Weil er Gottes Sohn ist, deshalb wirkt er die Werke Gottes. Das größte Werk aber ist die Versöhnung der Welt mit Gott (Joh.3,16)!
Wir Christen glauben das - und bekennen es!


  • 42.Woche


  • Hinweis
    290.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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