DEM BIBLISCHEN ZEUGNIS VERPFLICHTET

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Pfarrer Jakob Stehle

Kleines Begriffslexikon

BIBELWISSENSCHAFT




Methoden der Bibelwissenschaft

Die heutige wissenschaftliche Erforschung und Erklärung der Bibel ist gekennzeichnet durch die Anwendung von Methoden der Geschichtswissenschaft ("historisch-kritische Methode") und der Sprachwissenschaft und Literaturwissenschaft.
Dabei ergibt sich eine bestimmte Abfolge methodisch kontrollierter (und kontrollierbarer) Arbeitsschritte:

"Bibelwissenschaft"


Bibelwissenschaft ist jene theologische Disziplin, die sich zunächst um intensives Verständnis und textgemäße Erklärung der ganzen Heiligen Schrift (bei uns in den deutschen Ländern getrennt für AT und NT) bemüht, dann aber auch unmittelbar und mittelbar der Verkündigung und dem christlichen Leben (aus dem Geist der Bibel) dient.
Inhaltlich und methodisch gehört sie zu den historischen Fächern und muß sich als Textwissenschaft oder Sprachwissenschaft verstehen (vgl. Linguistik).
Ihre Grundaufgabe besteht in der Exegese (der eigentlichen Texterklärung), ist aber notwendigerweise in verschiedene Teilaufgaben gegliedert:
* sprachliche, methodische, hermeneutische, literarhistorische Einführungen,
* archäologische und (zeit-)geschichtliche Erforschungen und Vergleiche,
* aber auch praktische Erarbeitung der Auswertung des Textes und Inhalts;
die Zusammenfassung und gründliche Durchleuchtung der Offenbarungsinhalte obliegt dann der Bibeltheologie.

Wie die neuern kirchlichen Dokumente und lehramtlichen Anweisungen immer wieder mahnen, muß der Bibelwissenschaftler literarische und philosophische "Vorfragen" klären und geschichtliche und hermeneutische Regeln beachten, um bibelgemäß und kirchlich legitim zu interpretieren (historisch-kritisch und "existential").

1. Textkritik


2. Literarkritik


3. Formgeschichte




4. Überlieferungsgeschichte

Sie faßt gleichsam die Formgeschichte zusammen (und wird auch meist zu ihr gezählt). Sie rekonstruiert die Entwicklung eines Einzelstücks einer Gattung von seiner ersten Entstehung bis zu seiner vorliegenden schriftlichen Endgestalt.
Dabei gilt es auch, Veränderungen der Gattungen oder des "Sitzes im Leben" festzustellen.


5. Traditionsgeschichte

Sie liegt am Rande der Formgeschichte und befaßt sich mit der Entwicklung solcher Vorstellungen, Vorstellungskomplexe oder Motive, die nicht ihren Niederschlag in einer Gattung gefunden haben, sondern nur in der Zuordnung bestimmter Worte faßbar werden.

Formen und Gattungen

6. Redaktionsgeschichte

In ihr geht es darum, die theologischen Leitideen und Intentionen im Prozeß der schriftlichen Überlieferung von der Erstverschriftung bis zur Endgestalt eines Textes zu erheben.
So korrespondiert die Redaktionsgeschichte als synthetischer Arbeitsschritt mit der analytisch vorgehenden Literarkritik.

7. Linguistische Methoden

setzen sich in den letzten Jahren zunehmend als Arbeitsinstrumentar in der Bibelwissenschaft durch.
Mit Methoden der Semantik und durch Analysen von Textstrukturen versucht man, den Stellenwert einer Einzelaussage oder die Gesamtintention einer Überlieferung bzw. eines Gesamttextes festzustellen.

8. Aspekte der Sprachsoziologie und Literatursoziologie

werden seit kurzem ebenfalls in der Bibelwissenschaft zur Erklärung von Texten benutzt, desgleichen bestimmte Methoden der Psychologie.

Zusammenfassend ist zu sagen, daß nur eine Methodenvielfalt einen Bibeltext möglichst umfassend erklären kann; jede Verabsolutierung einzelner methodischer Arbeitsschritte führt zu einer verengten und damit auch meist falschen Sicht.

Lese auch:
  • Bibel
  • Kanon



    Stand: 21.November 2001
    Siehe auch:
    Christus

     


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