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Pfarrer Jakob Stehle

Kleines Begriffslexikon

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PIETISMUS



Pietismus wurde zur Bezeichnung für eine Frömmigkeit, die es wieder ernst nahm mit der Bibel und dem christlichen Leben. Deshalb ist der Pietismus eine Bibel- und eine Heiligungsbewegung.

Zitate aus der Schrift "Pia Desideria":

"Daher ist zu überlegen, ob nicht der Kirche wohl geraten wäre, wenn neben den gewöhnlichen Predigten über die verordneten Texte auch noch auf eine andere Weise die Leute weiter in die Schrift geführt würden."

"Zu diesen Stücken gehört auch drittens, daß man den Leuten wohl beibringen und sie bald daran gewöhne, zu glauben, daß es mit dem WISSEN im Christen durchaus nicht genug sei, sondern es vielmehr in der PRAKTIZIERUNG bestehe."

"Um dieser Ursachen willen, daß die Theologie ein habitus practicus ist und nicht in bloßer Wissenschaft besteht, reicht das bloße Studieren und anderseits das bloße Zustimmen und Sich-Informieren nicht zu. Es müßten allerhand Übungen bedacht werden, in denen das Gemüt zu den Dingen, die zur Praxis und eigenen Erbauung gehören, gewöhnt und darinnen geübt werden."

Zitiert aus Glaubensstimme


Eine besondere Note gewinnt diese kirchengeschichtlich bedeutsame Bewegung durch die Tatsache, daß es zwar von theologischer Erkenntnis geprägt aber doch vor allem eine Laienbewegung ist.
Charakteristisch für den Pietismus ist die Betonung der subjektiven Seite des Glaubens, der in besonderer Weise auch den Sendungsauftrag Jesu (Missionsbefehl) in kirchlicher und sozialer Verpflichtung wieder entdeckte. Er entwickelte einen starken missionarischen und sozialen Grundzug. In der pietistischen Praxis gewannen die "Stunden" (wir würden heute Hauskreise sage) mit gemeinsamem Bibelstudium und Gebet oft größere Bedeutung als Gottesdienste, wobei diese aber weiterhin treu besucht wurden. Der Pietismus berief sich auf Luthers Entdeckung vom "Priestertum aller Gläubigen" . In seinen Kreisen finden wir deshalb neben Theologen vor allem Laien ohne akademische Bildung. Gläubige Männer wurden zum Predigtamt geführt: als Redner, "redende Brüder", in den "Stunden", das heißt Erbauungsstunden / Bibelbesprechstunden).

Einer der prominentesten Vertreter des Pietismus ist Zinzendorf, der gesagt hat:
"Gesegnet sei die Gnadenzeit, In der auch ungeübte Knaben Befehl und Macht erhalten haben Zu werben für die Seligkeit."
"Pietismus" ist eine Sammelbezeichnung für viele unterschiedliche Strömungen.
Als Begründer (zumindest des lutherischen Pietismus) gilt der Elsässer Philipp Jacob Spener (1635-1705)
In seiner Programmschrift (1675 erschienen sein Werk Pia desideria - "Fromme Wünsche"), trat er für eine persönliche Frömmigkeit ein. Als neue Form der Zusammenkünfte entwickelten sich die Privatversammlungen (Konventikel, Versammlungen, in Württemberg "Stunden"), in denen man die Predigt des Pfarrers noch einmal besprach, christliche Erbauungsbücher las, betete und sang. Aber Spener forderte auch eine Reform der Theologenausbildung.
Mit der Verwirklichung dieser Forderungen wies der Pietismus den Gläubigen eine eigenständige religiöse Autorität zu. Zudem förderte er die Individualisierung der Persönlichkeit, indem er die persönliche Glaubensüberzeugung in den Mittelpunkt rückte. Auch die Lesefähigkeit wurde durch das Lesen und Hören der oftmals nicht einfachen Texte aus den Erbauungsbüchern stimuliert.

Vertreter des reformierten Pietismus sind Theodor Undereyck und Gerhard Tersteegen gehören. Vor allem hat Letztere durch seine Lieder großen Einfluß auf den Pietismus gesamt genommen.

August Hermann Francke - der in Erfurt , Kiel, Hamburg und Leipzig Theologie studierte, wurde von Philipp Jacob Spener beeinflußt. 1687 erlebt er seine mit Glaubenskrise und Neuanfang verbundene Bekehrung. Er gilt als Wegbereiter des Pietismus in Leipzig und Erfurt. Diese Arbeit wurde durch Unruhen und Ausweisung beendet. Er wird an der Philosophischen Fakultät der Universität Halle Professor für Griechisch und Orientalische Sprachen. Auch hier ist sein Auftreten von heftigen Auseinandersetzungen mit der lutherischen Orthodoxie begleitet. Jeddoch Kontakte zu maßgeblichen Persönlichkeiten (Canstein, dem Militär, bis zum preußischen Herrscherhaus) ermöglichen ihm schließlich 1715 eine Berufung in die Stadt.
Die Begründung der Franckeschen Stiftungen stellt sein eigentliches Lebenswerk dar. 1695 begann Francke Kinder in seiner Gemeinde Glaucha zu unterrichten und zu versorgen. Am 18. September 1698 wurde der Grundstein für ein neues Waisenhaus gelegt. Innerhalb von 30 Jahren entstanden Schul- und Wohngebäude, Werkstätten und Gärten. In insgesamt 50jähriger Bautätigkeit wuchs eine Schulstadt heran, in der bis zu 2500 Menschen lebten und an der Konzeption einer christlich inspirierten Gesellschaftsreform arbeiteten.
Francke wurde so zum Vater der Diakonie!
Sowohl beim lutherischen als auch beim reformierten Pietismus ist jeweils eine kirchliche und eine kirchenkritische Strömung (Radikaler Pietismus) zu unterscheiden.

Im 19. Jahrhundert entstanden Erweckungsbewegungen im Siegerland, in Wuppertal, in Minden, im Ravensberger Land und in Pommern, die als Neupietismus bezeichnet werden. Seine Einflüsse und sein Leben gehen bis in unsere heutige Zeit. - Eine Neuausformung des Pietismus sehen wir in der "evangelikalen Bewegung".

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    Stand: 4.Oktober 2004


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