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Pfarrer Jakob Stehle
Der Philemon-Brief ist der einzige Brief im Neuen Testament, der an eine einzelne Person gerichtet ist (abgesehen von den Pastoralbriefen). - Einem begüterten Christen in der Stadt KOLOSSÄ war ein Sklave entlaufen. Darauf stand nach römischem Recht die Todesstrafe. Es ging um den Leibeigenen Onesimus, der auf seiner Flucht mit dem gefangenen Paulus zusammentraf. Durch Paulus kam er zum Glauben an Jesus Christus. Paulus anerkennt zunächst die bestehende römische Ordnung - d.h. die Sklaverei mit ihren Rechten und Pflichten. So fordert er, daß der entlaufene Sklave zu seinem Herrn zurückkehren solle. Er stellt ihm eine Begleitung zur Verfügung, der den Kolosserbrief nach Kolossä bringen soll (Kol.4,7-9). Obgleich Paulus den neugewonnen Christen Onesimus gut gebrauchen könnte, will er ihn doch seinem Herrn PHILEMON zurückgeben. So gibt er dem Onesiumus einen kurzen Brief an seinen Herrn Philemon mit auf den Weg. Der Brief ist sehr herzlich und mündet in eine einzige Bitte an Philemon, den zurückgekehrten Sklaven Onesimus als Bruder aufzunehmen. Er bittet ihn sogar, diesen so zu behandeln als ob er, Paulus selber, käme. Daß Paulus diesen Brief geschrieben hat, ist sicher (wohl zwischen 61 und 63 n.Christus; während seiner Gefangenschaft in Rom). Wir stehen der Praxis der Sklaverei damals im römischen Weltreich mit Befremden gegenüber - und das mit Recht. In unserer demokratischen Gesellschaft ist es für unser Denken unmöglich, daß ein Mensch Eigentum eines anderen Menschen sein kann. Damit sind wir Kinder unserer Zeit! Offensichtlich hat sich weder Christus noch die Apostel mit dem Thema auseinandergesetzt. Die "Freiheit", von der der christliche Glaube spricht, meint die "Freiheit von dem Fluch der Sünde". Wer durch Christus freigesprochen ist, ist auch frei, trotz der Ketten. Im Brief des Paulus an Philemon geht es deshalb auch nicht um eine Auseinandersetzung mit der Praxis der Sklaverei oder der Leibeigenschaft. Vielmehr geht es um die Frage, wie ein Christenmensch sich einem bußfertigen Mitbruder gegenüber verhalten soll. Und damit wird gezeigt, daß nicht die soziale Rolle letztlich ausschlaggebend ist, sondern die Liebe unter Christen. Wer den Philemonbrief mit dem Wissen und der Erfahrung unserer Zeit messen will, wird ihn nicht verstehen können. Stand: 14.Oktober 2003 Siehe auch: Christus Impressum |
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