WAS IST CHRISTLICH - WAS IST HEIDNISCH?



1.
Der Vorwurf :
"Jeder legt die Bibel so aus, wie er will!"

Schauen wir allein auf die vielen Sekten und ihre Art der Bibelauslegung, so zwängt sich diese Meinung ohne weiteres auf. Aber auch ein Blick auf die Zerwürfnisse der beiden großen Richtungen (Katholizismus - Reformatorische Kirchen) zeigt uns, wie verschieden die Bibel interpretiert wird.
Dazu kommen in unseren Tagen viele esoterische Gruppen, die sich auf die Bibel beziehen.
Ein Außenstehender merkt wohl, wie groß die Meinungsunterschiede in vielen Themen des christlichen Glaubens sind. Nennen wir nur einmal die Frage der Frauenordination, die Frage der Auslegung des Abendmahls oder aber das heiß umstrittene Thema der gleichgeschlechtlichen Liebe. Ganz zu schweigen von Themen, die vor allem bei den großen Kirchen in den Hintergrund getreten sind, wie z.B. die Frage der Wiederkunft Christi.

Wem soll man glauben? Wer liest die Bibel richtig und legt sie richtig aus? Wie kommt es zu diesen Untrschieden? Und wenn das alles so ist, kann man der Bibel überhaupt vertrauen, daß sie "letztgültige Antworten auf Fragen des Glaubens und Lebens" gibt?

2.
Historische Rückblende zur Bibelauslegung:
Im Spätmittelalter wurde für die Auslegung der Heiligen Schrift (Bibel) der sogenannte "Vierfache Schriftsinn" entwickelt:
  • Die buchstäbliche Auslegung;
    Literalsinn (wörtliche, geschichtliche Auslegung)
  • Die allegorische Auslegung;
    Allegorischer Sinn (Interpretation "im Glauben") = dogmatisch
  • Die moralische Auslegung;
    Tropologischer Sinn (Interpretation "in Liebe") = moralisch
  • Die anagogische Auslesung.
    Anagogischer Sinn (Interpretation "in Hoffnung") = endzeitlich
Beispiel:
Als Beispiel für den vierfachen Schriftsinn sollen einmal die vier Bedeutungen von "Jerusalem" genannt werden:
  • die historische Stadt Jerusalem,
  • die Kirche Christi,
  • die menschliche Seele,
  • das himmlische Jerusalem.

    Nun ist jedoch so, daß wir z.B. die "allegorische Auslegung" auch in der Bibel selber vorfinden: Paulus (Galaterbrief 4,24) begründete die allegorische Deutung des Alten Testaments und Neuen Testaments (Allegorie). So steht "Adam" für den "alten Menschen" und der "neue Adam" für Christus.

    Der mehrfache Schriftsinn wurde vor allem von dem Kirchenvater ORIGINES (etwa 185 - 254) im 3.Jahrhundert entwickelt. Demzufolge reichte nicht die rein literarisch-philologische Analyse des Textes. Dem einfachen Gläubigen genügte dieser geschichtliche Sinn, jedoch sollte die Exegese für Geübtere auch den seelischen Sinn erheben und für Vollkommene der geistig-geistliche Sinn festgestellt werden.
    Andere wieder (wie z.B. Johannes Chrysosotomos) betonten den literarisch-historischen Sinn des Bibeltextes.

    Die Lehre vom vierfachen Schriftsinn, die heute wieder im Katechismus der Katholischen Kirche (109-119) vertreten wird, ist in einem mittelalterlichen Zweizeiler zusammengefasst:
  • Littera gesta docet ("Der Buchstabe lehrt die Ereignisse"),
  • quid credas allegoria ("Was du zu glauben hast!" - die Allegorie),
  • moralis quid agas ("Was du zu tun hast!" - die Moralische Auslegung),
  • quo tendas anagogia ("Wohin du streben sollst!" - die Anagogie=Führung nach oben").

    3.
    Versuch einer Antwort
    Es war LUTHER , der in seiner neuen Erkenntnis, daß Christus die Mitte der Heiligen Schrift ist, zu seiner berühmten Aussage fand: SOLA SCHRIPTURA, d.h. Die Schrift legt sich selber aus! Und weiter: Keine andere Quelle kann uns gültige Auskunft über das Heil geben, als die Schrift. Damit wandte er sich vor allem gegen die katholische Kirche, die der Meinung war, daß die Schrift die Ergänzung durch die kirchliche Tradition brauche.

    Fazit:
    WENN ES UM DIE FRAGE DES HEILS GEHT,
    SO HAT ALLEIN DIE SCHRIFT DAS WORT!

  • Verschieden Zugänge zum Bibelverständnis
  • Das vierfacha SOLA der Reformatoren
  • Die Bedeutung der Bibel für Glauben und Leben



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