Besinnung - Jahresbegleiter  

20.November

ZUNGENREDE UND PROPHETISCHE REDE - ZUR ERBAUUNG DER GEMEINDE

"So auch ihr: da ihr euch bemüht um die Gaben des Geistes, so trachtet danach, daß ihr die Gemeinde erbaut und alles reichlich habt."
1.Korinther 14,12

Im 14.Kapitel seines ersten Briefes an die Korinther (in Fortsetzung zu Kapitel 13 vom Hohenlied der Liebe - wobei Liebe ebenfalls als eine Gabe des Geistes angesehen wird!) spricht Paulus nun von zwei Gaben der jungen Christengemeinde, die bei uns heute kaum mehr bekannt sind, der Zungenrede und der prophetischen Rede.
Leider war es in Korinth mit dem Umgang der Gaben des Geistes so gekommen, daß viele der Begabten sich darüber brüsteten, anstatt sie demütig als Auftrag Gottes anzusehen. Gaben des Geistes wurden mit natürlicher "Begabung" verwechselt und wurden Anlaß zum Selbstruhm!

Durch das Kapitel zieht sich das Tätigkeitswort "bauen, erbauen" - und zwar im Blick auf die Gemeinde. Genau das ist der Unterschied: nicht der Selbstzweck sondern der Dienst in der Gemeinde.
Beinahe wie eine Zusammenfassung klingt unser Bibelvers: "... trachtet danach, daß ihr die Gemeinde erbaut und alles reichlich habt."
Gaben des Geistes sind also "Werkzeuge im Gemeindebau" - sie sind nicht Selbstzweck und gleich gar nicht Eigenschaften, mit denen sich der eine über den andern erheben könnte.

Als Pfarrer einer Kirchengemeinde habe ich mich immer gefreut, wenn viele Mitarbeiter mit den unterschiedlichsten Gaben für die Gemeindearbeit gewonnen wurden. Und in der Tat: Der Reichtum der Christengemeinde sind die "begabten Menschen". Nur mit diesen Gaben Gottes kann eine Gemeinde leben und Zeugnis in dieser Welt geben. Zwar gibt es besondere Ämter, die sich die Gemeinde (Kirche) gegeben hat (um der Ordnung willen!), das heißt aber nicht, daß nur die Personen, die öffentlich in Dienst gestellt wurden, nützliche und notwendige Gaben für die Gemeinde hätten.

Gott schenkt seine Gaben, wie er will, zum Nutz der Gemeinde seines Sohnes. Diese Gaben gilt es zu entdecken und auszubilden und einzusetzen, wollen wir "lebendige Gemeinde" sein.

Und noch ein Wort zur Zungenrede: Vielleicht, daß viele (oft sehr einfache) Gemeindeglieder diese Gabe haben, ohne es zu wissen. Wie ist das z.B. mit dem inständigen und beständigen Gebet, das wir bei vielen unserer Gemeindeglieder finden? Wie ist es mit den vielen alltäglichen Gesprächen von Gemeindegliedern, die oft mit einem einfachen Satz einem Bruder oder einer Schwester zur Hilfe werden? Wie ist es mit den Beiträgen in Verhandlungen und zur Beilegung von Streit? Wie ist es mit dem Lob Gottes, das in so vielen Herzen immer wieder neu aufklingt?

Warum sich allerdings in der Entwicklung der Gemeinde Jesu Christi die "Zungenrede" nicht so weitertradiert hat, wie z.B. die Gabe der Lehre, ist eine interessante Frage. Ebenso könnte man auch fragen, warum sich das konkrete "Weissagen" nicht so äußert, wie damals in der Gemeinde in Korinth. Oder liegt es vielleicht daran, dass wir diese beiden Begriffe heute gar nicht mehr verstehen und dass es Äußerungen im Gemeindeleben weltweit gibt, die dem entsprechen, wir aber es nicht wahrhaben wollen?
"Trachtet danach, daß ihr die Gemeinde erbaut und alles reichlich habt!"

  • 47.Woche


  • Hinweis
    322.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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