Besinnung - Jahresbegleiter  

23.Dezember

VON DER MACHT DES GEBETES

"Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, daß ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist!"
(Jakobus 5,16

Am Schluß des 5.Kapitels im Jakobusbrief steht ein Text, der das Gebet für die Kranken zum Inhalt hat.
Die katholische Kirche hat daraus ein "Kranken- oder Sterbesakrament" gemacht. Protestanten haben dies nicht übernommen. Daraus ist jedoch nicht zu folgern, daß evangelische Christen ihre Kranken vergessen hätten, oder dass das Gebet für Kranke verlorengegangen wäre. Das Gebet für Kranke wurde jedoch nicht ritualisiert.

Es ist erst Ende des letzten Jahrhunderts, daß die Zusammenhänge zwischen seelischer Befindlichkeit und Krankheit, also die psychosomatischen Zusammenhänge bei Krankheiten, erkannt wurden. In den Naturvölkern hat man das wohl unbewußt ernst genommen, wenn auch in der Verirrung von magischen Praktiken. Und die ökumenische Theologie erkennt jetzt erst an, daß Kirche auch eine Verantwortung hat für das Kranken- und Heilungsgebet.

Der Mensch ist eine Einheit von Geist, Seele und Leib. Und wir alle wissen es ja, wenn wir Schmerzen haben am Leib, daß wir dann auch seelisch fertig sind.

Der Jakobusbrief nun seinerseits stellt einen Zusammenhang her von "Sünde" und "Krankheit". Das dürfen wir jetzt nicht so verstehen, daß bei jeder Krankheit gleich Sünde im Spiel ist und daß nach jeder Sünde gleich Krankheit folgt. Das wäre nicht nur naiv, es wäre auch lieblos und ungerecht gegenüber Kranken.

Ich verstehe diese Stelle so, daß Jakobus der Gemeinde sagen will: Ihr dürft einander das Herz ausschütten, was euch Kummer und Not bereitet. Ihr dürft euch gegenseitig die "Last" abnehmen. Ihr dürft damit rechnen, daß Gott bereit ist, euer Leben zu heilen. Und ihr dürft auch um Heilung eures Leibes in Krankheiten bitten.

Das "Gesundwerden" dürfen wir jetzt auch nicht trennen reißen zwischen "Gesundheit der Seele" und "Gesundheit des Leibes". Beides korrespondiert miteinander. Und die Seele kann gesund sein, auch wenn man körperliches Leiden hat (dafür gibt es viele Beispiele!); und die Seele kann krank sein, trotz aller strotzigen Gesundheit.

Die Macht des Gebetes umschließt beides - und die Gemeinde darf miteinander und füreinander um Gesundheit für beides bitten.

  • 51.Woche


  • Hinweis
    355.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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