Besinnung - Jahresbegleiter  

4.August

EIN KLAGELIED DES VOLKES UND DES EINZELNEN

"Schreie laut zum Herrn, klage, du Tochter Zion, laß Tag und Nacht Tränen herabfließen wie einen Bach; höre nicht auf damit, und dein Augapfel lasse nicht ab!
Die Güte des HERRN ist's, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende."
(Klagelied 2,18; 3,22)

Die Klage des Propheten, die Klage des Volkes und die Klage eines Einzelnen gehen in diesem kleinen Büchlein, das den Namen "Die Klagelieder Jeremias" trägt und dem großen Prophetenbuch zugestellt wurde, ineinander über. Genauso wechseln Klagetexte und Trostworte, Bitte und die Gewißheit der Barmherzigkeit Gottes ab.

Das "Ausschütten des Herzens vor dem HERRN" und die Erinnerung an die gnädigen Zusagen Gottes (sie werden rezitiert!) ertönen gleichermaßen stark (vgl. Kap.2,18.19 mit Kap.3,55ff).

Das Buch beginnt mit dem Blick auf das zerstörte Jerusalem (1,1): "Wie liegt die Stadt so verlassen, die voll Volks war!" und endet mit der Bitte zu Gott (5,21): "Bringe uns, HERR, zu dir zurück, daß wir wieder heimkommen; erneure unsre Tage wie vor alters!". Diese Bitte jedoch schließt mit einer Frage: "Hast du uns denn ganz verworfen, und bist du allzu sehr über uns erzürnt?" (5,22).

Die Mitte dieser Sammlung von fünf Liedern aber ist ohne Zweifel Kap.3,22.23:
"Die Güte des HERRN ist's, daß wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß."
Es ist dies das Geheimnis Gottes überhaupt, die Barmherzigkeit. So haben es die Erzväter von Abraham bis hin zu Joseph erfahren. Aus Barmherzigkeit heraus hat Gott Abraham berufen und ihm die große Verheißung für Israel und die Völker gegeben (Genesis 12,1). Aus Barmherzigkeit heraus hat Gott Jakob geführt und geleitet. In Barmherzigkeit hat Gott sein Volk in Ägypten groß werden lassen und durch seine starke Hand aus dem "Sklavenhaus" in die Freiheit geführt. Es war Barmherzigkeit, die das Volk in der Zeit der Richter und König behütet und bewahrt hat.

Barmherzigkeit war die Selbstoffenbarung Gottes von Anfang an: "Denn der HERR, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht verlassen noch verderben, wird auch den Bund nicht vergessen, den er deinen Vätern geschworen hat." (5.Mose 4,31).

Aus dieser Gewißheit darf der Einzelne und darf das Volk umkehren, zu Gott kommen und in jeder Lebenslage um Barmherzigkeit bitten.
Und wir Christen dürfen umsomehr zu diesem Gott der Barmherzigkeit kommen, hat er seine Barmherzigkeit doch Mensch werden lassen in Christus Jesus seinem Sohn. Er ist die Barmherzigkeit, die auch das eine, verlorene Schaf nicht in der Wüste läßt sondern hingeht und es sucht und findet.
Das Lied der Barmherzigkeit Gottes in Christus Jesus darf deshalb gesungen werden bis an das Ende der Tage - bis es einmündet in das Lied der Ewigkeit Gottes.

  • 31.Woche


  • Hinweis
    215.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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