Besinnung - Jahresbegleiter  

5.August

DAS WORT DES HERRN GESCHIEHT UND NIMMT GESTALT AN

"Am fünften Tag des Monats - es war das fünfte Jahr, nachdem der König Jojachin gefangen weggeführt war, da geschah das Wort des HERRN zu Hesekiel, dem Sohn des Busi, dem Priester, im Lande der Chaldäer am Fluß Kebar. Dort kam die Hand des HERRN über ihn."
(Hesekiel 1,2-3 )

Hesekiel war der Sohn eines Priesters mit Namen Busi. So kommen in seinem Dienst priesterliche und prophetische Züge zusammen. Sein Name ("Gott ist stark") ist wie eine Bekräftigung für die Botschaft, die er auszurichten hat. Sein Dienst geschieht bei den Verschleppten in Babylon.

Was ist ein Prophet? Diese Frage wird immer wieder gestellt. Hier wird uns eine dreifache Erklärung gegeben, wie jemand zum Propheten wird:
  • "Das Wort des HERRN geschieht!" - Wie immer wir uns das vorzustellen haben, sei es durch Audition (Hören), durch eine Vision (Sehen) oder durch ein "Sich-Von-Gott-Erfaßt-Fühlen".
    Es geschieht mit diesem Menschen etwas, was letztlich nicht erklärbar und experimentell nicht wiederholbar ist.
  • "Die Hand des HERRN kommt über ihn" - Es ist, als ob Hesekiel fühlt, wie Gott in sein Leben eingreift. Dieses Eingreifen Gottes ist so fundamental, daß es für ihn kein Ausweichen gibt.
  • "Und ich sah!" - Hesekiels Augen werden wach. Er sieht Dinge, die sein Auge sonst nicht sieht: eine mächtige Wolke und loderndes Feuer, verbunden mit einem blinkenden Glanz. Und er spürt einen Wind.
Was Hesekiel zu sehen bekommt (gleich hier am Anfang des ersten Kapitels seines Buches geschildert) ist eine "Vierfach-Gestalt". Sie wird beschrieben als eine Erscheinung, die nichts desgleichen auf Erden und in unserer Wirklichkeit hat. Um aber widerzugeben, was er sieht, werden menschliche Begriffe und Erscheinungsformen eingesetzt: Mensch, Löwe, Stier und Adler. Diese Vierfach-Gestalt ist ergänzt von vier Rädern, die ineinandergewoben mit den Gestalten zu einer Einheit verschmelzen. Für die "Vierfach-Gestalt" entfallen die Bedingungen unserer Dimensionen. Und hinter allem steht der "Geist": "Wohin der Geist sie trieb, dahin gingen sie - denn es war der Geist der Gestalten in den Rädern." (1,20.21).
Und über dem allem sieht Hesekiel einen Thron und auf dem Thron einen, "der aussah wie ein Mensch". (1,26).
"So war die Herrlichkeit des HERRN anzusehen" - heißt es dann zum Abschluß dieser Vision.

Dieses Erlebnis war für den Propheten so intensiv, daß er auf sein Angesicht fällt und nun die Rede des Allmächtigen hört: "Du Menschenkind!" (1,28c; 2,1).

Nun wird Hesekiel von Gott berufen: "Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter gesetzt über das Haus Israel. Du wirst aus meinem Munde das Wort hören und sollst sie in meinem Namen warnen." (3,17)

In der frühesten Zeit der Christenheit fing man schon an, die vier Evangelisten im Neuen Testament mit den Symbolen, die Hesekiel hier schaut, zu verbinden:
  • Matthäus = der Mensch;
  • Markus = der Löwe
  • Lukas = der Stier
  • Johannes = der Adler.
    Damit wollte man sagen: Das, was damals am Neuanfang Gottes mit seinem Volk geschah, das geschah - und hat sich vollkommen erfüllt! - mit der Botschaft von Jesus Christus. Was Hesekiel damals nur gesehen hat, das ist in Jesus Christus "Fleisch" geworden und ganz in unsere Welt eingegangen. Nun gilt, was auch damals galt: "So spricht Gott der HERR" - sie hören oder lassen es. (Kap.3,11)


  • 31.Woche


  • Hinweis
    216.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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