Evangelische Glaubensthemen - Pfarrer i.R. Jakob Stehle
[ 7 WOCHEN ]

LITURGISCHER KALENDER - 7 WOCHEN BIS WEIHNACHTEN


32.Tag     (5.Woche) 9.Dez.2009 (Mittwoch)
Beim Richten sollt ihr die Person nicht ansehen,
sondern sollt den Kleinen hören wie den Großen
und vor niemand euch scheuen;
denn das Gericht ist Gottes.
5. Mose 1,17

Heute gehen wir selbstverständlich davon aus, daß gleiches Recht für alle gilt, seien es Arme oder Reiche, seien es Gebildete oder Ungebildete, seien es Einheimische oder Ausländer.
Gleiches Recht für alle gehört zur modernen Demokratie und zum modernen Leben.

Kaum einer heute jedoch weiß noch, daß die Grundwerte der Demokratie auf das christlich-jüdische Weltbild zurückgehen. Das Gesetz Mose und die Lehren Jesu haben unser Rechtswesen geprägt und wir sind dankbar dafür.

Daß es beim Richten "ohne Ansehen der Person" zugehen soll, ist lebensnotwendig, sonst hätten wir das "Recht des Stärkeren" und bald darauf ein Hauen und Stechen. Und nach kurzem würde unsere Gesellschaft zusammenbrechen.

Doch Mose gibt in dieser Anweisung eine andere Begründung, die zurückgeht auf die Erfahrung der Befreiung aus des Pharaos Hand durch Gottes Güte: "Denn das Gericht ist Gottes!".
Schnell hört man durch dieses Bekenntnis auch das andere: "Denn die Menschen gehören Gott!". Sie sind alle von ihm erschaffen. Sie tragen alle sein Ebenbild. Sie sind Gott alle gleich wert.
Deshalb: Gleiches Recht für alle.

Paulus, der Apostel Jesu Christi, hat dieses Prinzip aber nun auch im Blick auf Schuld und Sünde gesehen. Er weiß, daß vor Gottes Gericht keiner wegen seines Geschlechts oder seines Standes bevorzugt oder benachteiligt wird. "Denn es ist hier kein Ansehen der Person vor Gott!" - so sagt er im Römerbrief, Kap.2,11.
Da macht es keinen Unterschied vor Gott, ob einer Jude oder Heide ist: Sie sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollen.

Vielleicht noch ein Gedanke, der für die christliche Gemeinschaft wichtig ist. Das, was Mose hier am Anfang des 5.Buches (der "Gesetzes-Wiederholung") sagt, hat im Neuen Testament der Apostel Jakobus aufgenommen. In seinem Brief - Kapitel 2,1 - sagt er:
"Liebe Brüder, haltet den Glauben an Jesus Christus, unsern Herrn der Herrlichkeit, frei von allem Ansehen der Person."
Gerade in der Gemeinde, wo Menschen zusammenkommen, die durch einen Heiland erlöst wurden und durch eine Taufe gegangen sind, soll kein "Ansehung der Person" die Gemeinschaft korrumpieren. Es soll keiner wegen seiner Armut verachtet und keiner wegen seines Geldes geehrt werden. Es soll das neue Gebot Christi zum Durchscheinen kommen, wie sie mit einander umgehen: "Liebet einander, wie ich euch geliebt habe!".

Und noch ein letzter Gedanke: Wenn das Evangelium für alle gilt (und das tut es!), dann ist hier wirklich kein Ansehen der Person.

Gebet zum 32.Tag

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Beginn: 1.November 2004