Besinnung - Jahresbegleiter  

1.August

DER KELCH DES GERICHTES

"Denn so spricht der HERR: Siehe, die es nicht verdient hatten, den Kelch zu trinken, müssen trinken, und du solltest ungestraft bleiben? Du sollst nicht ungestraft bleiben, sondern du mußt auch trinken!"
(Jeremia 49,12)

In einem Gerichtswort über das Brudervolk Israels, über Edom, wird dieses Wort gesprochen. Schon in Kapitel 25,35 wird von diesem "Kelch" gesprochen, den Jeremia, der Prophet Gottes, den Völkern darreichen soll. Es ist kein "Kelch der Freude" sondern vielmehr ein "Kelch des Gerichtes". Es scheint ein altes Bild zu sein, das uns hier begegnet: Sich zum Heil trinken oder zum Gericht!

Aber wer sind die, "die es nicht verdient hatten"? Von welchem Volk ist hier die Rede, ist doch jedes Volk - auch das Volk Israel und Juda - schuldig geworden vor Gott. Da ist doch keiner, der Gutes tue, auch nicht einer!

Ist es vielleicht ein Hinweis auf die Menschen unter den Völkern, die selber nicht schuldig geworden sind an dem, das die große Masse getan hat? Vielleicht jene, die einfach mit hineingezogen wurden in das Unglück, das durch ihre Könige über sie gebracht wurde? Oder sind es die Unschuldigen in Israel - gar das Volk Gottes - der "Heilige Rest", der mit hineingezogen wurde in die Verbannung nach Babylon?

Edom - das Brudervolk - ist schuldig geworden. So hören wir in dem Klagepsalm 137 in Vers 7 vom Spott Edoms über das geschundene Jerusalem: "HERR, vergiß den Söhnen Edom nicht, was sie sagten am Tage Jerusalems: 'Reißt nieder, reißt nieder bis auf den Grund!'"

Gott sucht die Schuld der Völker, die sie an anderen Völkern begangen haben, heim.

Als Christ denkt man bei diesem Wort allerdings auch an Jesu Worte, daß man für den Feind beten soll, daß man ihm barmherzig entgegenkommen soll. Das ist eine Anweisung für die Mitmenschlichkeit. Gottes Wort an Jeremia ist jedoch das Wort des gerechten Richters aller Völker. Gott tut niemand Unrecht - aber er läßt das Unrecht auch nicht ungestraft!

Natürlich denken wir beim Stichwort "Kelch" auch an den "Kelch des Leidens", den unser Herr und Heiland, Jesus Christus, hat trinken müssen. Ihm wurde der Zornbecher Gottes gereicht, daß er ihn trinke an unserer Statt, damit wir versöhnt seien mit Gott, dem gerechten Richter aller Menschen. Jesus hat diesen Zornbecher Gottes bis auf den Grund geleert.

Und nun hat er uns einen anderen Becher gereicht, den Becher mit dem Wein, mit seinem Blut. Es ist der "Kelch des Heils" zu dem nun alle Völker eingeladen sind. Wohl dem Volk, das seine Stimme hört!


  • 31.Woche


  • Hinweis
    212.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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