Besinnung - Jahresbegleiter  

1.Juli

LEBENDIGE SOLLEN DEN LEBENDEN FRAGEN

"Soll nicht ein Volk seinen Gott befragen? Oder soll man für Lebendige die Toten befragen?"
(Jesaja 8,19b)

Jesaja lebt in einer Zeit, wo finsterstes Heidentum auch unter dem Volk Israel zu finden war, so z.B. die Praxis der Befragung der Totengeister und der Beschwörer. In der Geschichte Israels hören wir von solch einem Geschehen im Leben Sauls, der in seiner Verzweiflung sich an die Hexe von Endor wendet, damit sie den bereits verstorbenen Propheten Samuel befrage (1.Samuel 28).

Wir finden diese Praxis in vielen Religionen. Es ist Zeichen der totalen Verlassenheit. Wie soll das gut gehen, wenn für das Anliegen der Lebenden Tote befragt werden sollen? Ist das nicht ein Widerspruch in sich selber. Wie könnten Tote den Verstorbenen Rat geben? Der aus den Toten hervorgeholte Samuel kann dem König Saul nur das Gericht Gottes sagen (das er ihm schon zu Lebzeiten gesagt hatte!): "Morgen wirst du mit deinen Söhnen bei mir sein." (1.Samuel 28,19b).

Aber es ist noch etwas anderes dahinter: Wer denkt, Tote befragen zu können, der verleugnet Gottes Gericht, das er über Lebende ausgesprochen hat. Sie sind von Erde und sie sollen wieder zu Erde werden. Der Mensch hat seine Zeit! Darüber hinaus hat er keine Zeit, keine Sprache, keinen Verstand, keine Wiederkehr. Deshalb ist es nicht nur müßig, sondern es ist im äußersten Sinn gottlos Tote zu befragen!

Dagegen aber soll Israel den Lebendigen befragen: Gott, den Herrn! Er trägt doch den verheißungsvollen Namen "JAHWE" ("Ich bin für euch da!"). Er ist, er war und er wird sein! Keiner außer ihm, der uns raten und helfen könnte!

Um es in ein Bild zu fassen: Wie sollten die Durstenden das gute Land mit Wiesen und Wäldern und Feldern und Brunnen verlassen, um in der Wüste und Einöde Wasser und Leben zu finden!

"Ein Volk soll seinen Gott befragen!" - das ist aber auch ein gnädiger Hinweis, daß sie, die Leute von Juda, doch Gottes Volk sind. Er hat sich doch mannigfach in der Geschichte dieses Volkes offenbart. Sie haben doch sein Wort bekommen - das Wort durch die Propheten - das Wort, das Rat und Weisung ist. Sie wissen, was er ihnen zu geben versprochen und was er zu fordern angekündigt hat (Psalm 119,105:
"Dein Wort, o Herr, laß allweg sein die Leuchte unsern Füßen;
erhalt es bei uns klar und rein; hilf, daß wir draus genießen
Kraft, Rat und Trost in aller Not, daß wir im Leben und im Tod
beständig darauf trauen. (EG 196,5 - D.Denicke - 1659)
Deshalb gilt das Motto: HIN ZUR WEISUNG UND HIN ZUR OFFENBARUNG! (Jes.8,20)


  • 25.Woche


  • Hinweis
    181.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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