Besinnung - Jahresbegleiter  

30.Juni

"DER WOLKEN, LUFT UND WINDEN GIBT WEGE, LAUF UND BAHN ..."

"... und will den Wolken gebieten, daß sie nicht darauf regnen!"
(Jesaja 5,6c)

Die Botschaft, die der Prophet Jesaja zu vermitteln hat, ist zunächst einmal Anklage: Gott klagt über sein Volk, daß sie ihn verlassen haben, daß sie gegen ihn gesündigt haben (Jes.1,4).
Es ist nicht das "Halleluja", das hier am Anfang gesungen wird, sondern das "Wehe":
"Wehe dem sündigen Volk, dem Volk mit Schuld beladen, dem boshaften Geschlecht, den verderbten Kindern, die den HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, die abgefallen sind!"
Eine harte Botschaft! Klar und deutlich wird hier gesprochen! Und der so spricht, ist Gott, der HERR selber.

Daß er Herr ist über Himmel und Erde, über Sonne und Regen, das kommt im "Lied vom unfruchtbaren Weinberg" (Jes.5) zum Tragen. Spätestens bei dieser Ankündigung, daß er den Wolken gebieten will, wird klar, wer hier spricht. Das ist der Schlüssel zu diesem "Lied vom Freund und seinem Weinberg".

Sommeranfang 2005 - Trockenheit und Hitze vor allem in Italien und Spanien. Die Menschen stöhnen und die Natur liegt darnieder. Der Mensch fürchtet um den Ertrag seiner Arbeit. Zwar wird es keine Hungersnot geben, denn Europa ist groß! Und da sind ja noch die Weltmärkte mit ihrem großen Angebot an allem, was wir zum Leben (mehr als nur zum Leben!) brauchen. Aber auch wir werden es an den Preisen für Obst und Gemüse spüren.

Wir haben schnell Erklärungen für extreme Wetterverhältnisse! Es sind unsere "Umweltsünden", wie man von weltlichen Dingen heute in religiöser Sprache spricht. Und man hat auch schnell diejenigen, die die größten Umweltsünder sind. Und wir vergessen, daß wir, als Verbraucher, ja hinter allem stehen.
Ob wir dahinter aber auch den sehen, der dem Regen gebieten kann? Ob wir überhaupt mit ihm, dem Schöpfer, rechnen oder uns nur resigniert sogenannten Naturgesetzen "ergeben"? Selbstverständlich hat Gott seiner Schöpfung ein Regelwerk gegeben - wir sprechen von "Naturgesetzen", doch dieses Regelwerk untersteht IHM, dem Lebendigen und Ewigen. Wer sagt, daß er es nicht auch gegen die einsetzen kann, die IHN vergessen, oder gegen sein Ordnungen sich vergehen?
Der Prophet Jesaja sieht Ursache und Wirkung: Die Ursache ist der Abfall des Volkes von seinem Gott. Die Wirkung ist die, daß Gott seine guten Gaben (sprich "Segen") zurückhält. Warum sollte er das nicht tun dürfen? Warum sollte er die Bosheit noch segnen?

Und so folgt nach dem Gleichnis vom Freund und seinem Weinberg auch konkrete Anklage über die Missstände im Volk Gottes: "Wehe ...!" (ab Kapitel 5, Vers 8). So heißt es z.B.: "Und haben Harfen, Zithern, Pauken, Pfeifen und Wein in ihrem Wohlleben, aber sehen nicht auf das Werk des HERRN und schauen nicht auf das Tun seiner Hände!" (V.12) und in Vers 20 Anklage gegen die Rechtsverdrehung: "Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!"

Aber weil Gott der Herr ist im Himmel und auf Erden und weil er auch der Herr über seine Schöpfung ist, deshalb dürfen seine Kinder auch vor ihm klagen und weinen und bitten, wenn Gott sich zurückzieht: "Komm, HERR, segne uns!"



  • 25.Woche


  • Hinweis
    180.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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