Besinnung - Jahresbegleiter  

10.Juli

ICH ERLÖSE DICH!

"Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel.
Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich!
(Jesaja 44,22)

Dieser Vers ist einer der Kernverse des Trostbuches. Der Prophet gibt die "Frohe Botschaft" Gottes an das Volk. Gott erinnert das Volk, daß er die Macht hat, Sünden zu vergeben, daß aber dazu die Umkehr des Volkes notwendig ist:

GOTTES MACHT, SÜNDEN ZU VERGEBEN
Das hört sich so schnell an, daß Missetaten "wie eine Wolke" vorüberziehen und Sünden "wie der Nebel" verschwinden. Doch wie ist das in Wirklichkeit? Um ein ganz alltägliches Beispiel zu geben: Da sind Nachbarn. Wegen einer Banalität haben sie sich zerstritten. Dieser Streit zieht sich über Jahre hinweg. Bald weiß keiner mehr, um was es eigentlich geht. Aber geblieben ist: "Mit dem habe ich nichts mehr zu tun!". Und dann werden auch die Kinder einbezogen. Und die Feindschaft setzt sich in der nächsten Generation fort. - Schuld vergeht nicht einfach wie ein Wolkentag oder ein nebliger Morgen! Schuld ist wie Pech; es klebt an uns.
Aber, da ist einer, der die Macht hat, Missetaten und Sünden wegzuräumen. Es ist der lebendige Gott. Wie das geschieht? Wie das überhaupt zu bewerkstelligen ist? Einige Verse vorher schon sagt Gott: "Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht!" (Jes. 43,25) Wir nennen das "Vergebung aus Gnaden". Gott, der Herr, der Sünden sieht und Sünden anrechnet, er will den Schuldbrief zerreißen. Er tut dies um seiner Gerechtigkeit Genüge zu tun. Deshalb sprechen wir auch von der "geschenkten Gerechtigkeit" - von der "Gerechtigkeit Gottes". Sie ist eine strafende (denn Schuld ist Schuld!) und von einer schenkenden (er ist ja der oberste Richter aller Menschen!) Gerechtigkeit.

DES MENSCHEN AUFGABE: UMKEHR Warum ist Umkehr des Menschen nötig? Könnte Gott nicht mit einer Handbewegung alle Probleme (auch der Missetat und Schuld) einfach wegwischen. Damit wäre die Sache dann erledigt? Gott könnte! - doch dann wäre er nicht mehr ein Gott des Rechts. Das Recht fordert, daß Missetat gesühnt und Sünde bestraft wird. Sonst würden Missetat und Sünde wie Unkraut wachsen und alles Leben vernichten. Indem der Mensch Buße tut (umkehrt), anerkennt er das Recht Gottes und er bekennt seine Sünde.

So achtet Gott die Freiheit des Menschen, der ja nach seinem Bild der Freiheit erschaffen ist. Gott achtet diese Freiheit der Entscheidung des Menschen und deshalb muß sich der Mensch seiner Schuld stellen: Will er auf dem alten Weg weitergehen oder aber umkehren zu dem, der ihn heilen kann?
Diese Umkehr hört sich leicht an, sie schließt aber auch eine Willensänderung mit ein. Wer von seiner Missetat umkehrt, der hat auch den Willen, es nicht mehr zu tun! Wer von seiner Sünde umkehrt, der hat das Verlangen, nicht in sie hineinzufallen. Deshalb ist Umkehr wie eine Münze mit zwei Seiten: Sie berührt den Menschen und sie berührt Gott.

Gottes Willen zur Vergebung und zur Erlösung steht! Er nimmt diese Verheißung nicht zurück. Das hat er letztgültig in der Sendung seines Sohnes, in seinem Leiden und Sterben und seiner Auferweckung, gezeigt.
Die Frage jedoch ist, ob wir die Botschaft hören und in Gottes Arme fliehen?
  • Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!
  • Herr, ich will, hilf meinem Unvermögen!


  • 28.Woche


  • Hinweis
    190.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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