Besinnung - Jahresbegleiter  

10.November

DURCH GNADE BERUFEN

"Nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden -, (darum hat) er zu ihr (Rebekka) gesagt: 'Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren'". (1.Mose 25,23)
(Römer 9,12)


Das ist das große Thema des Apostels Paulus im Blick auf das Geheimnis Gottes mit Israel - und auch mit den Heiden: Nicht die Werke entscheiden über unsere Berufung sondern die Gnade Gottes!
Die Heilsgeschichte als Ganzes zeigt dieses Grundprinzip des Erbarmens Gottes. Nicht wir Menschen sind es, die über Heil und Unheil, über Gelingen und Mißlingen bestimmen. Zuallererst ist es überhaupt Gottes Schritt auf uns zu, bevor wir die kleinste Drehung unserer Augen zu ihm tun können. Es liegt eben nicht an unserem Wollen oder Laufen, an unserer Kunst und Leistung, an unserer Frömmigkeit oder Gottesfurcht, sondern zu allererst an dem großen Erbarmen Gottes, daß überhaupt eine Verbindung zu IHM, dem Lebendigen (gelobt sei sein Name!) aufgebaut werden kann.

Das stößt zunächst bei uns Menschen auf großes Unverständnis. Wir fangen an zu "rechten": "Warum beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen?" (Römer 9,19). Aber damit haben wir bereits unsere Stellung verkannt. Wir argumentieren hier so, als wären wir auf der gleichen Stufe wie der Schöpfer. Wir verkennen ganz, daß unser Ausgangspunkt die Erbsünde ist. Wir werden in Sünden, in der Rebellion gegen Gott, geboren. Unser Ausgangspunkt ist nicht das Recht, sondern die Sünde. Wir haben als Menschen ja bereits alles Recht verspielt - wir sind ja unter der Sünde - wir sind ja bereits unter dem Gericht!

Aber aus diesem Gericht heraus zieht uns nun Gottes Erbarmen. Das hat Gott schon damals gezeigt, als er nach Adam rief und als er Adam und Eva "Schürze" machte, um ihre Schuld zu bedecken. Gottes Gnade setzte sofort nach dem Fall des Menschen ein und zieht sich wie ein roter Faden durch die "Heils-Geschichte".
Für uns, aus dem Neuen Testament, wird der Höhepunkt der Gnade Gottes sichtbar am Kreuz Jesu Christi. Er, der Sohn Gottes, hat das Gericht Gottes über die Menschheit auf sich genommen und ans Kreuz getragen. Gott ist durch ihn, Christus, mit uns, den Menschen, versöhnt. Seinem "Recht" ist damit Genüge getan.

In Christus hat Gott alle Menschen, aus tiefem Erbarmen, zu Erben seines Reiches bestimmt.
DAS HEIL IST UNS GESCHEHEN!

Was jetzt von unserer Seite erfolgt, ist keine Leistung sondern lediglich ein "Die-Hand-Ausstrecken", ein "Ja-Sagen" zu Gottes Berufung. Dieses Ja-Sagen beinhaltet selbstverständlich das Ja zu Gottes Reich und Gerechtigkeit, es beinhaltet ein Ja zum Leben nach den Ordnungen dieses Reiches.
Aber selbst bei diesem - scheinbar unserem Schritt! - kommt uns Gottes Geist zu Hilfe. Durch den Geist Gottes schreit der Mensch: "Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!"

Das erste Werk, das zweite Werk und das letzte Werk ist das Werk Gottes; wir aber dürfen die Empfangenden sein.


  • 45.Woche


  • Hinweis
    312.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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