Besinnung - Jahresbegleiter  

11.April

Verführt durch die Augen

"David aber, als er sich auf dem Dach seines Königshauses erging, sah er eine Frau sich waschen; und die Frau war von sehr schöner Gestalt! - Und David sandte hin und ließ nach der Frau fragen.""
(2.Samuel 11,2.3)

Der große und berühmte und viel gelobte König David wird von der schönen Gestalt einer Frau fasziniert. Er, der ja selber viele Frauen hatte, wird trotzdem wie von magischer Gewalt zu dieser Frau hingezogen - und das, obwohl er erfahren hatte, daß sie die Frau des Urias, des Hetiters ist. In Davids Herz wächst der Wunsch, sie zu besitzen. Er ist doch König! Kann er sich nicht nehmen, was er will?

In der Bibel wird immer wieder vor der "Augen-Lust" gewarnt. In den Zehn Geboten heißt es: "Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib!" (5.Mose 5,21) David erfährt, daß diese schöne Frau - Bathseba - die Frau seines Kriegers Uria ist. Das hätte für ihn Grund sein müssen, von seinem Begehren abzusehen.
Aber David ignoriert das Gebot Gottes und er ignoriert den Anspruch seines Knechtes im Blick auf dessen Frau. - David läßt sie holen: "Und als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei." (2.Samuel 11,4)
Schonend wird hier von Davids Tat geredet, aber nichts destoweniger ist es der Bruch der "Ehe" und es ist der Bruch des "Gebotes Gottes".

Was wäre gewesen, hätte David seine Augen abgewandt - hätte er sich an der schönen Gestalt seiner Frauen erfreut - hätte er seinem "Begehren" nicht nachgegeben? Geschehen wären nicht der Ehebruch, nicht der Mord, nicht der Tod des Kindes von Bathseba, nicht die Strafe, nicht der Aufstand seines Sohnes, nicht die Flucht.

Aber David erfährt hier die Macht der Sünde. Später betet er in tiefer Buße im Psalm 51,3: "Wasche mich rein von meiner Missetat, und reinige mich von meiner Sünde; denn ich erkenne meine Missetat, und meine Sünde ist immer vor mir."
David erlebt hier, was Adam und Eva, die ersten Menschen, erlebt haben: Die Macht der Augenlust.

Der Prophet Nathan war es, der von Gott zum König gesandt wurde. Gott kann es nicht durchgehen lassen, denn David hatte sich als Mensch und als König vergangen.
Vorsichtig erzählt der Prophet zunächst ein Gleichnis: Das Gleichnis von zwei Männern. Der eine war arm. Er hatte nur ein Lamm. Der andere jedoch besaß hunderte von Schafen. Und dennoch hat der Reiche dem Armen sein einziges Lämmlein genommen.
David ist voller Zorn darüber und spricht das Urteil - er spricht sein eigenes Urteil: Des Todes schuldig!

Und wäre Gott ihm nicht gnädig gewesen, dann hätte es keine weitere Geschichte Davids gegeben; dann hätte er den gleichen Ausgang gehabt wie König Saul - er wäre als verworfener König gestorben.
David erkennt seine Sünde. Er anerkennt das Recht Gottes. Und David tut Buße. Er bleibt nicht ungestraft. Bitteres Leid zieht nun in sein Haus ein. Aber er darf zum neuen Leben finden.

  • Wir leben in einer Zeit der Medien, wo uns alle "Blicke" möglich sind.
  • Wie gehen wir damit um, mit der "Lust unserer Augen"?
  • Wo gibt es für uns Grenzen, auch für unsere Augen, auch für unser Begehren, auch für unser "Suchen" (Sucht) ?
  • Wehret den Anfängen! - das ist ein biblischer Rat.
  • Nehmen wir Gottes Angebot zur Buße ernst, ist sie doch die "ausgestreckte, barmherzige Hand Gottes in Christus Jesus"?

    Wie bitter für David diese Erfahrung war, zeigt sein Bußgebet - der Psalm 51. Aber in diesem Psalm kommt auch die Hoffnung zum Tragen:
    "Ein geängstetes, zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten."
    (Ps.51,19)

  • 15.Woche

  • Hinweis
    100.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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