Besinnung - Jahresbegleiter  

11.August

DIE ZEIT DER ZERSTREUUNG (DIASPORA)

"Ich will dich zerstreuen unter die Heiden und dich verstoßen in die Länder und will mit deiner Unreinheit ein Ende machen; und du wirst bei den Heiden als verflucht gelten. Dann wirst du erfahren, daß ich der HERR bin."
(Hesekiel 22,15.16)

Schrecklich ist die Drohung Gottes gegen sein geliebtes Volk. Der Grund dazu ist die Sünde Jerusalems, der Stadt, die gleichsam für das Volk steht. Jerusalems Blutschuld und Schandtat wird in Hesekiel 22 angesprochen. Sie war auch das Thema der Propheten, die Gott in seiner Liebe zu diesem Volk immer wieder neu gesandt hatte. Die "Stadt des Friedens" wurde zur "mörderischen Stadt" (22,2); die Stadt der Gebote Gottes wurde zum Ort, wo unschuldiges Blut geflossen ist (22,3.4). Sowohl die erste Tafel der Gesetze Gottes (wo es um seine Ehre geht) wurde gebrochen, als auch die zweite Tafel (wo es um den Nächsten geht). Gottlosigkeit und Menschenverachtung gehen Hand in Hand. Die Stadt ist voller Abgötterei und voller Blutvergießen.
Gott muß sein Gericht kommen lassen zur Reinigung seines Volkes. Dieses Gericht bedeutet, daß das Volk aus seinem Land vertrieben wird. Es wird unter die Völker zerstreut und wird dort nun selber Haß und Blutvergießung, Gottlosigkeit und Gewalt erleiden müssen.

Wer jedoch jetzt unter den Heiden hergeht und meint, er hätte nun einen Freibrief, Gottes Volk zu plagen und zu jagen, der hat den Ernst des Gerichtes Gottes nicht erkannt: Gott ist nicht gegen sein Volk, er ist nur gegen die Sünde seines Volkes. Gott hat sie zwar unter die Heiden zerstreut aber er hat den Heiden keinen Freibrief gegeben, nun ihrerseits Blutschuld an seinem Volk zu üben. So mußte das Volk Gottes den Ernst des Gerichtes erfahren, aber sie durften auch wissen, daß Gott weiterhin ihr Gott ist.

Israel - sprich die Juden! - haben Schreckliches unter den Heiden erfahren. Wohl das Schlimmste war die Judenverfolgung in Europa und nicht zuletzt im Hitlerdeutschland. Die Völker haben viel Schuld auf sich geladen - unser Volk hat viel Schuld auf sich geladen. Daß nach dem Krieg wir Deutschen das einsehen durften und dem Volk Israel gegenüber den Weg zur Versöhnung finden durften, ist allein Gottes Gnade. Aber auch, daß die Juden als Volk Israel in dem verheißenen Land wieder Heimat gefunden haben, ist Gottes Gnade.

So dürfen sie beide, Juden und Heiden, den allmächtigen Gott loben. Nicht zuletzt aber wir Christen, die wir in Christus erfahren durften, daß der Segen Abrahams nun in IHM, dem Heiland, zu allen Völkern gekommen ist.

Paulus hat dieses Wunder einmal so umschrieben: "Durch ihren Fall ist den Heiden das Heil widerfahren, damit Israel ihnen nacheifern sollte." (Römer 11,11) - "Denn wenn ihre Verwerfung die Versöhnung der Welt ist, was wird ihre Annahme anderes sein als Leben aus den Toten!" (Römer 11,15).





  • 32.Woche


  • Hinweis
    222.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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