Besinnung - Jahresbegleiter  

12.August

DER KELCH DES LEIDENS

"So spricht Gott der HERR: Du mußt den Kelch deiner Schwester trinken, so tief und weit er ist; du sollst zu so großem Spott und Hohn werden, daß es unerträglich sein wird."
(Hesekiel 23,32)

In einem eindrücklichen Gleichnis von zwei zuchtlosen Schwestern (Ohola und Oholiba) wird Samaria und der Stadt Jerusalem (den Hauptstädten des Nord- und Südreiches) ihre Sünde und Schuld vor Augen gestellt. Assyrien und Ägypten und die Chaldäer werden erwähnt, mit denen sie "Hurerei und Abgötterei" getrieben haben.
Öfters wird das Verhältnis Gottes zu seinem Volk im Gleichnis der Beziehung eines Mannes zu seiner Frau dargestellt. Dabei wird dem Volk gezeigt, wie Gott alles - aber wirklich alles! - für sein Volk getan hat. Umgekehrt hat das Volk (als Frau geschildert) alle Möglichkeiten des Abfalls und der Sünde (als "Hurerei") beschrieben, getan.

Nun ist das Maß voll! Der Kelch ist gefüllt mit aller Bosheit. Diesen Kelch gibt nun Gott seinem untreuen Volk: "Du mußt den Kelch deiner Schwester trinken, so tie und weit er ist!".

Dieses Gericht beinhaltet nun die Wegführung: Einerseits wurde bereits das Volk um Samaria von dem assyrischen König deportiert, andererseits nun auch Juda und die Stadt Jerusalem von den Babyloniern. Der Weg in die Verbannung ist auch der Weg in den Spott und Hohn der Völker über das Volk Gottes. Und dieser Spott und Hohn zieht sich dann durch die Jahrhunderte - bis hin zum Höhepunkt in den Jahren 1939 - 1945 in Deutschland. Das Wort "Jude" wird zum Symbol dieser Verachtung.

Gott ist ein "eifersüchtiger" Gott, so bekennt es die Bibel. Er will sein Anrecht auf sein geliebtes Volk mit niemand anderem teilen. Aber Gott ist auch ein gerechter Gott, der niemand übervorteilen will. Er will von seinem Volk eine Entscheidung für ihn - eine Entscheidung aus Liebe und Dankbarkeit.

Das alles, lieber Leser, ist nun aber uns, der Gemeinde Jesu Christi aus dem Neuen Testament, zum Beispiel (Gleichnis) gegeben. Die Evangelien berichten uns davon, daß ein anderer an unserer Statt diesen Kelch empfangen und leergetrunken hat: Im Evangelium Matthäus (Kap. 26,39) wird von IHM, von Jesus, gesagt:
"Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!"
Und als Jesus am Kreuz hing, da gab man ihm den Wasserschwamm (Ysop) mit Essig(wein) vermischt zu trinken.

Jesus hat so für Israel und für die Völker den Kelch des Zorns ausgetrunken und dafür den Kelch des Heils gereicht. Sollten wir jetzt noch zögern, uns in seinem Namen zu Gott zu nahen?




  • 32.Woche


  • Hinweis
    223.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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