Besinnung - Jahresbegleiter  

11.Mai

KÖNIGLICHE STELLVERTRETUNG

"HERR, mein Gott, laß deine Hand gegen mich und meines Vaters Haus sein und nicht gegen dein Volk, es zu plagen."
(1.Chronik 21,17b)

David war zum großen und erfolgreichen König geworden. Sein Heer schritt von Sieg zu Sieg. Nachbarvölker wurden ihm untertan und mußten ihm Frondienst leisten (1.Chr.20,3). Alles schien gut für ihn zu laufen.
Da plötzlich heißt es in der Berichterstattung: "Und der Satan stellte sich gegen Israel und reizte David, daß er Israel zählen ließe." (1.Chr.21,1).
Wie aus heiterem Himmel fährt nun das Böse in Davids Haus und Herz. Und indem sich der Satan gegen Israel stellt, stellt er sich gegen den König David. Dieser wird ihm zum Werkzeug. Und was David tut, das geht auch das Volk an. Es wird mit hineingezogen in den Ungehorsam und die Sünde des Königs.

Das Wort "Satan" kommt aus der hebräischen Sprache und bedeutet soviel wie "Feind", "Widersacher". Nach der Hiobdarstellung können wir sagen, daß es so viel wie "Ankläger der Menschen vor Gott" bedeutet. Im Alltag bedeutet es "Ankläger vor Gericht" oder auch "Nachsteller", "Verleumder".
Dieser Begriff kommt im Alten Testament zum ersten Mal in den David-Erzählungen vor: (2.Samuel 19,23; 1.Chronik 21,1). Außer einer Erwähnung in Psalm 100,6 und Sach. 3,3 finden wir den Begriff nur im Buch Hiob (1,6.7 etc.).

David wird schuldig durch seinen "Hochmut" (er will wissen, wie hoch die Anzahl der Israeliten ist, d.h. wie stark sein Heer ist!). Aber gleichzeitig scheint durch das Gericht die Gnade Gottes: David darf den zukünftigen Tempelplatz entdecken.
So berichtet uns diese Geschichte von einer doppelten Stellvertretung:
  • Einerseits steht das Volk für David ein - das Volk wird wegen der Sünde Davids bestraft!
  • Andererseits steht der König David in seiner Bitte für das Volk ein: Gott möge doch sie verschonen und ihn bestrafen!
Wenn wir in die Geschichte der Völker sehen, so war das immer anders: Das Volk mußte leiden und die Könige zogen ihren Hals aus der Schlinge.
Weil David diese Bitte ernst meinte (und wir wissen aus seiner Lebensgeschichte, daß er im Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes das auch tut!), wird er zum Vorbild auf Jesus Christus, der stellvertretend für die Menschen die Sünden der ganzen Welt ans Kreuz getragen hat und betete: Vater vergib, denn sie wissen nicht, was sie tun!

Das ist "königliche Stellvertretung", wo der König um das Leben des Volkes bittet und sein eigenes Leben einsetzt.



  • 19.Woche


  • Hinweis
    130.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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