Besinnung - Jahresbegleiter  

12.Oktober

GOTTES HAUSBESUCH

Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muß heute in deinem Haus einkehren.
Lukas 19,5

Wir kennen die Geschichte des Zachäus: Ein kleiner Mann von Statur, auch wenn er als Zolleinnehmer eine hohe Position hatte. Seine Arbeit trennte ihn von den Frommen in Israel. Es konnte doch nicht sein, daß einer, der sich in die Dienste Roms stellte, auch in der Gemeinschaft des Volkes Gottes daheim sein sollte.
Immerhin heißt es doch am Anfang des Gebetbuches Israels (Psalm 1,1): "Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen!"

Schmerzhaft wurde Zachäus das bewußt, als er den Rabbi aus Nazareth, Jesus, sehen wollte. Keiner gab ihm eine Chance; sie waren alle gegen ihn! Er war "ausgegrenzt", und das durch seine Zusammenarbeit mit den Römern und durch seine Habgier nach Gewinn.

Aber Jesus sah Zachäus, dort in dem laubdichten Baum. Jesus sah tiefer in sein Leben und in sein Herz, und er sprach ihn an: "Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muß heute in deinem Haus einkehren!" (19,5). - Dieser Satz Jesu muß wie eine Bombe eingeschlagen haben, sowohl bei denen, die um ihn herum standen als auch bei Zachäus auf seinem Baum.

Was bei dieser Anrede auffällt, das ist:
  • Einerseits dieses "muß": Ich muß heute in deinem Haus einkehren! Es ist das heilige Muß des Heilandes, der die Sünder sucht und auch findet.
  • Und andererseits die Betonung: "... in deinem Haus einkehren!". Jesus läßt es nicht auf einen "Smaltalk" begrenzt sein. Er sucht Zachäus da auf, wo er zuhause war.

    Auch hier kommt wieder das Anliegen des Evangelisten Lukas zum Scheinen: Er stellt Jesus als den dar, der zu den Armen und Elenden, zu den Sündern gesandt ist, ihnen zu helfen.

    Was aber für Zachäus der Anfang seines neuen Lebens wurde, war für die übrigen ein Stein des Anstoßes. Wie konnte ein frommer Rabbi das Haus eines Sünders betreten?

    Aber genau diese Botschaft ist die Botschaft des Evangeliums nach Zachäus: Jesus ist für die Ausgegrenzten, für die Sünder in diese Welt gekommen; er ist der Arzt für Kranke und nicht für Gesunde.

    "Hausbesuch Gottes" habe ich als Titel gewählt - weil Gott in Ihr und in mein Haus immer wieder neu einkehren will durch seinen Sohn, Jesus Christus. Wohl uns ("Selig sind!"), wenn wir bereit sind, ihn aufzunehmen - heute im Wort und im Sakrament.


  • 41.Woche


  • Hinweis
    284.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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