Besinnung - Jahresbegleiter  

13.November

GRUSS IN DEN GEMEINDEN

"Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuß. Es grüßen euch alle Gemeinden Christi."
(Römer 16,16)

In den Ostkirchen generell und manchmal auch in der römischen Kirche sieht man, wie sich Christenmenschen mit dem heiligen Kuß begrüßen. Dabei sind es zu allererst einmal führende Persönlichkeiten, Männer, die einander so begrüßen.
Es ist wohl anzunehmen, daß es in der jungen Christenheit, unter den jungen Gemeinden Christi, nicht anders üblich war. Alle anderen Dinge wären falsch verstanden worden.

Schaut man in eine Konkordanz, so erfährt man, daß in der Bibel vom Küssen eigentlich nicht oft die Rede ist. Eltern küssen ihre Kinder zum Zeichen ihrer Liebe. Der Kuß zwischen Mann und Frau, aber auch zwischen Freunden wird erwähnt. Der Kuß kann zum Abschied oder zur Begrüßung gegeben werden. In Psalm 2 ist der Kuß auch eine Ehrerbietung. Im Götzendienst werden Kälber geküßt (Hosea 13,2).

Welche Bedeutung hatte dieser "Heilige Gruß-Kuß"? Spontan denke ich da an den Verrat des Judas. Das war ein "unheiliger Kuß"! Der "heilige Kuß" vielmehr beinhaltet alle guten Wünsche für den, dem man den Kuß gibt - das Zeichen der brüderlichen Liebe. So wird in den Briefen der "Heilige Kuß" auch "Kuß der Liebe" genannt (1.Petr.5,14).

Paulus spricht hier von "allen Gemeinden Christi"! Es gab also in der Anfangszeit überall dort, wo das Evangelium hinkam, solche "Gemeinden Christi". Wir würden heute von "christlichen Gemeinden" reden. Und das tun wir auch, wenn wir von christlichen Gemeinden in Asien oder in Lateinamerika sprechen.
Das Kennzeichen der Gemeinde ist also nicht zu allererst eine Konfessionszugehörigkeit sondern die Zugehörigkeit zu Christus. Da wo Jesus Christus der Herr über eine Gemeinde ist, da ist es eine "Gemeinde Christi"; da wo er das Haupt nicht ist, da können andere Namen angebracht sein, nicht aber "christlich".

Die Grüße des Paulus am Ende seines Briefes an die Römer sind sehr ausführlich. Es fällt auf, wie viele Namen er nennt. Steht ihm dabei schon sein Plan vor Augen, von diesen Brüdern dann weiterzureisen nach Spanien? (Römer 15,26)
Oder aber zeigt sich darin das Grundprinzip der Gemeinschaft: Die christliche Gemeinschaft ist nicht ein "Kollektiv" - sie besteht aus Einzelnen, die einen Namen haben.
Wie gut, daß der Herr der Gemeinde auch meinen Namen kennt!


  • 45.Woche


  • Hinweis
    315.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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