Besinnung - Jahresbegleiter  

14.Juni

HIOB DEMÜTIGT SICH VOR GOTT

"Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche."
(Hiob 42,5.6)

Es war ein langer Weg, den Hiob gehen mußte, um zu dieser Einsicht zu kommen: "Ich erkenne, daß du alles vermagst, und nichts, das du dir vorgenommen, ist dir zu schwer." (42,2)
Es war ein Weg des Leidens, der Hinnahme und des Aufbäumens, der Anbetung und der Anfrage, es war ein Weg des Streites mit den Freunden und der Anrufung Gottes.
Hiob wollte von Gott eine Antwort auf das, was ihm unbegreiflicherweise widerfahren ist.

Erst jetzt erkennt er wohl, daß der Mensch weder in der Lage noch in der Berechtigung steht, Gottes Wirken zu hinterfragen. Hiob hatte von Gott gehört - er nennt es "Hörensagen", d.h. er hat die Erzählungen von Gott gehört und er hat sie aufgenommen und geglaubt. Sein Wissen um Gott war geprägt mehr durch Tradition als durch eigene Erfahrung. Und so auch das Wissen seiner Freunde. Sie hatten alle miteinander geglaubt, Gott in ein "Schema" pressen zu können.

Doch nun hatte sich Gott Hiob gegenüber offenbart, d.h. Gott hat ihm einige Fragen gestellt betreffend seiner Schöpfermacht. Und Hiob hat gehört und ist zur Einsicht gekommen, daß Gott nicht hinterfragt werden kann in dem, was er tut.

So tut Hiob Buße für seine - ihm nicht zustehenden - Fragen an Gott. Er erkennt, daß er selber ein Geschöpf Gottes ist mit einer Bestimmung, so wie z.B. eines der gewaltigen Tiere. Gott hatte ihn gefragt: "Willst du mein Urteil zunichte machen und mich schuldig sprechen, daß du recht behältst?" (40,8).

Hiob wurde die Gnade zuteil, Gottes Macht und Herrlichkeit zu erfahren. Nun will er "seine Hand an seinen Mund legen" (40,4), nun spricht er sich schuldig und tut Buße.

Diese Buße des Menschen ist nichts Demütigendes sondern vielmehr der Weg zur wahren Bestimmung des Menschen als Geschöpf aus Gottes Hand. Indem der Mensch Gottes Macht anerkennt, läßt er sich in die Hand dieses Mächtigen fallen und erfährt Gnade.
Deshalb kann Luther auch von der Umkehr und dem neuen Denken sagen: Buße ist ein freudiges Geschäft! - Und wir können zufügen: Buße ist ein notwendiges Geschäft!

  • 24.Woche


  • Hinweis
    164.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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