Besinnung - Jahresbegleiter  

14.Oktober

"INRI" - DER TITULUS

Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der Juden König.
Lukas 23,38

Die sogenannte "Titulatur" (lat. Anredeform mit vollem Titel) war im römischen Reich ausgeprägt. Jeder Stand hatte seinen Namen! Die Anredeform war dazu da, sich in einer strukturierten Gesellschaft zurecht zu finden. Der bekannteste Titel aus der Römerzeit Jesu ist der des Kaisers, der ja später auch als Gott verehrt wurde.
Für die Juden war der Kaisertitel aus verschiedenen Gründen verhaßt:
  • Einerseits war die Bezeichnung "HERR" die Umschreibung des heiligen Gottesnamens Jahwe;
  • und andererseits stand hinter dem Kaiser die römische Brutalität gegenüber den nichtrömischen Völkern.

    Auch die Juden hatten einen Titel, der ihre ganze Hoffnung beinhaltete: MESSIAS, der Gesalbte. Auf ihn warteten sie voller Sehnsucht.

    Nun wird Jesus hier auch ein Titel gegeben: INRI. Es sind die lateinischen Worte:
  • Iesus
  • Nazarenus
  • Rex
  • Judeorum
    Das heißt: Jesus aus Nazareth, der König der Juden!

    Pilatus, der diese Kreuzüberschrift wohl veranlaßt hatte (oder waren es die Kriegsknechte, die damit ihren Spott trieben?) wußte nicht, was er damit angerichtet hatte. Seit damals geht dieser Titulus durch die Weltgeschichte und ist zum Inhalt des Glaubens und der Hoffnung der Christen geworden: INRI.

    Jesus, der Mann aus Nazareth, und doch: der Messias, der Gesalbte, auf den sein Volk so sehnsüchtig gewartet hat. Sie haben ihn nicht erkannt und warten weiter. Diejenigen aber, die zum Glauben an ihn gefunden haben, bekennen ihn als den Messias.
    Aber, und das finde ich, ist oft in den Jahrhunderten übersehen worden und wird bis heute von der Mehrzahl der Juden nicht geglaubt: Er ist das alles aus der Geschichte Gottes mit dem Volk Israel und für die Juden. Damit sind jetzt nicht die Heiden vom Heil ausgeschlossen. Dafür gibt es am Ende der Evangelien die entsprechenden Hinweise. Doch am Kreuz, da wird es nochmals ganz deutlich: Aus den Juden und auch für die Juden.

    • Warum ist das so wichtig?
      • Zum ersten, weil damit die Erfüllung der Verheißung an König David angesprochen ist. Gott hat wahr gemacht, was die Propheten geredet haben von dem Sproß aus Davids Stamm.
      • Zum zweiten aber wird über die Juden die Linie zu Abraham und nach vorne zur ganzen Menschheit aufgezeigt. In Abraham sollen ja die Geschlechter auf Erden gesegnet werden.
    Aber das Kreuz mit dem Titulus INRI steht auch für die Hoffnung der Heiden. Sein Name heißt JESUS, auf Deutsch "Der Helfer, der Retter, der Heiland"! So darf das Kreuz mit dem INRI für uns sowohl ein Rückverweis auf alle Verheißungen der Heiligen Schrift für das Volk Gottes, die Juden, sein, als auch ein Zeichen für die Völker, die in den Segen Abrahams gerufen sind.

    Und so tönt es seither in aller Welt von Jesus:
    DIES IST DER JUDEN KÖNIG!
    DIES IST DER HEILAND DER WELT!


  • 41.Woche


  • Hinweis
    285.Lesung


    Besinnung-Index

    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

    Fenster schließen!