Besinnung - Jahresbegleiter  

2.März

GEDENKE DARAN, DASS DU AUCH KNECHT WARST

"Und sollst daran gedenken, daß du auch Knecht warst in Ägyptenland und der HERR, dein Gott, dich erlöst hat; darum gebiete ich dir solches heute."
(5.Mose 15,15)

Im Kapitel 15 hören wir die Verordnungen zum Erlaßjahr (alle sieben Jahre!) und über die Freilassung hebräischer Sklaven.
Gott will, daß sich das Volk, das er aus Ägyptenland befreit hat, vor jeglicher Art von lebenslanger Sklaverei (Leibeigenschaft) hütet. Es ist nicht der Würde des befreiten Volkes angepaßt, wenn sie ihrerseits nun andere unterdrücken und ihnen sozusagen die Freiheit, die Gott gewirkt hat, verwehren.
Das Kennzeichen des Volkes Gottes ist seine, von Gott gewirkte, Freiheit! Diese soll auch nicht durch Verschuldung oder Verarmung in Frage gestellt werden. Deshalb wird alle sieben Jahre ein "Erlaßjahr" gefeiert. Schulden sollen "erlassen" werden und es soll keine erbarmungslose Eintreiberei von Forderungen stattfinden. Ein Bruder soll sein Herz vor dem anderen Bruder nicht "verhärten" (V.7) und soll "seine Hand nicht zuhalten gegenüber seinem armen Bruder".

Es wird zwar allezeit Arme im Lande geben, doch gerade das soll Anlaß sein zur Hilfe.

Selbstverständlich wurden im Zusammenhang mit dem Erlaßjahr (7 Jahre) und dem Jubeljahr (50 Jahr) auch entsprechende Regelungen getroffen, die die Veräußerung von Gütern im Blick darauf beachtet. Denn auch diese Regelung soll nicht dazu beitragen, daß ein Bruder den anderen übervorteilt.

Wir leben heute in einer hochkomplexen und globalisierten Welt. Die "freie Marktwirtschaft", die Nachfrage und das Angebot, das Kapital bestimmen unseren Handel. Und im Laufe der Jahrzehnte wurde Kapital ausgeliehen und andererseits gesammelt. Es gibt Verschuldungen, nicht nur der kleinen Haushalte, sondern auch des Staates und der Völker. Wir sind dabei weltweit über diese Not nachzudenken. Der Ruf nach "Entschuldung" wird immer lauter. - Ob wir aus den Ordnungen Israels, des Volkes Gottes, etwas lernen könnten?

Aber ich möchte viel kleiner denken als weltweit: Wie stehe ich zu meinem Bruder, zu meiner Schwester innerhalb meiner Kirche? Wie werden wir mit der Armut im eigenen Lande fertig? Und was ist "Armut"? Hat nicht die aggressive Produktionsmenge und hinterhältige Werbung dazu geführt, daß wir gar nicht mehr wissen, was Armut ist? Und muß nicht der Staat aufpassen, daß nicht ägyptische Verhältnisse einkehren, wo das Volk dem Staat "versklavt" wird?

Vielleicht nehmen wir den einen Gedanken mit: Gedenke daran, was Gott dir zugute getan hat und gib es weiter an den Bruder, die Schwester!




  • 9.Woche


  • Hinweis
    61.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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