Besinnung - Jahresbegleiter  

2.November

BISCHOFSAMT - DAS WEIDEN DER GEMEINDE

"So habt nun acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der heilige Geist eingesetzt hat zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat."
(Apg. 20,28)


Paulus ist am Ende seiner dritten Missionsreise (Apg. 18,23 Aufbruch) angekommen. In Milet sendet er Boten nach Ephesus und läßt die Ältesten der Gemeinde zu sich rufen (20,17). Er macht kein Hehl daraus, daß sein Weg nun nach Jerusalem ins Leiden führt.
Dieses Treffen ist sozusagen eine "Testamentseröffnung": Er will ihnen sagen, was seine Berufung war und wie er dieser Berufung nachgekommen ist. Nun sollen sie, die Ältesten, die Gemeinden führen und leiten. "Wenn ich nur meinen Lauf vollende und das Amt ausrichte, das ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes." (20,24)

Paulus sieht die Zukunft der Gemeinden nicht rosarot. Er weiß um all die Gefahren, die nun kommen werden. Er spricht sogar von "reißenden Wölfen", die in die "Herde" einbrechen werden. Er weiß auch um die Verführer, die kommen werden, um "Verkehrtes zu lehren und die Jünger zu verführen" (20,29.30). So befiehlt er die Ältesten und die Gemeinden der Gnade Gottes (20,32).

In diesem Abschnitt kommen nun zwei Begriffe für die Gemeindeleitung zur Sprache:
  • Älteste der Gemeinde (Presbyter)
  • Bischöfe (Episkopoi)

    Das Amt der "Ältesten" geht zurück auf die Synagoge. Den Alten unterstellte man die Lebenserfahrung. Dadurch sollten sie in der Lage sein "Lebensberatung" zu geben. Die Versammlung der Ältesten haben wir uns als Vorsteherkollegium vorzustellen. Keiner stand über dem andern. Gemeinsam wurde entschieden im Blick auf die Tradition, auf die Heilige Schrift.

    Ein neues Amt scheint nun aber in der christlichen Gemeinde entstanden zu sein, das Amt des Bischofs ("Aufseher"). Dabei müssen wir uns klar sein, daß dieses Amt noch nichts mit dem später in der Kirche entstandenen überregionalem Amt des Bischofs, in einem großen Kirchengebiet, war. Solche Strukturen einer großen christlichen Gemeinschaft gab es ja noch nicht. Bei Paulus geht es um die "Aufseher" örtlicher Gruppen und Gemeinden. Dabei zielt das Wort "Bischof" weniger auf Leitung als vielmehr auf Bewahrung. In Zusammenhang mit dem Bischof wird das Wort des Weidens verwendet. Es geht nicht um einen Herrschaftsanspruch des Bischofs sondern vielmehr um seine Aufgabe und seine Verantwortung.

    Die Gemeinde gehört nicht den Bischöfen sondern dem HERRN. Er hat sie durch sein eigenes Blut erworben (20,28c). So werden die Bischöfe auch dem Herrn gegenüber verantworten müssen, wie sie mit der Herde umgegangen sind. Paulus selbst ist ein Beispiel dafür und zeigt das Ziel des Amtes mit den Worten: "Zu bezeugen das Evangelium von der Gnade Gottes" (20,24c).


  • 44.Woche


  • Hinweis
    304.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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