Besinnung - Jahresbegleiter  

23.Juni

WEISHEIT UND LEHRE FÜHREN IN DIE PASSION

"Denn wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämen, und wer viel lernt, der muß viel leiden."
(Prediger 1,18)

Das ist schon eine eigenartige Aussage, die da am Anfang des "Predigers" gemacht wird. Es ist aber die Erfahrung derer, die in Weisheit diese Welt betrachten und all ihre Wunden sehen. Es ist die Erfahrung, wer viel lernt, der leidet auch unter allen Verkehrtheiten dieser Welt: "Wo viel Weisheit ist, da ist viel Grämen!".

Schon im vorausgehenden Buch der Sprüche, in der Einführung der Sprüche Agurs, hören wir von diesem Mann: "Ich habe mich gemüht, o Gott, ich habe mich gemüht, o Gott, und muß davon lassen. Denn ich bin der Allertörichste, und Menschenverstand habe ich nicht. Weisheit hab ich nicht gelernt, und Erkenntnis des Heiligen habe ich nicht." (Sprüche 30,1-3)
Und später, am Ende dieses Buches, hören wir (Kap.12,12): "Viel Studieren macht den Leib müde!"

Wenn es aber schon uns, den Menschenkindern so geht, wieviel mehr muß der sich grämen und der leiden, der die Weisheit und Erkenntnis selber ist - der allmächtige Gott.
Wie muß Gott an dieser Welt leiden!
Wie muß Gott sich über uns Menschen grämen!

So sehe ich in dieser Aussage nicht nur mich und meine Person, sondern ich sehe dahinter auch die "Passion Gottes mit dieser Welt". Sie brachte ihn dazu, Fleisch und Blut anzunehmen und in seinem Sohn zu kommen, um für die Welt am Kreuz zu leiden.

So dürfen wir diese Botschaft hören, daß vor unserem Grämen und Leiden Gottes Grämen und Leiden steht. Und wir dürfen die frohe Botschaft glauben, daß unser Grämen und Leiden in Gott geborgen sind.

"Durch seine Wunden sind wir geheilt!" - so lautet nun die frohe Botschaft, die uns in unserem Lernen und in unserer bescheidenen Weisheit trösten soll.

  • 25.Woche


  • Hinweis
    173.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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