Besinnung - Jahresbegleiter  

25.Juni

DAS WAHRE MENSCHENBILD

"Denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, daß er nur Gutes tue und nicht sündige."
(Prediger 7,20)

Realistisch ist der Prediger! Er will sich gar nichts vormachen. So geht er in seinem Denken oft bis an den Rand des uns Erträglichen.
Sein Menschenbild ist durch Erfahrung und durch Lehre geprägt. Er stellt den Menschen gleichsam auf einen Prüfstand. Und das Ergebnis ist klar:
"Denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden,
daß er nur Gutes tue und nicht sündige."
Damit steht er in der Tradition der Weisheitsliteratur - auch der Psalmen (z.B. Psalm 14,3: "Sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer." - vgl. auch Römer 3,10-12).

Nun hat der Prediger aber mit dieser Aussage ein besonderes Anliegen: Er will davor warnen, daß wir uns Menschen anvertrauen oder von ihnen abhängig werden. Wir sollen keinen "in den Himmel heben" (und - ich füge dazu - auch keinen in die Hölle stoßen!). Wir würden den Menschen damit überfordern, wenn wir nur Gutes von ihm erwarteten.

Wer solch ein Menschenbild hat, der ist noch offen für Gottes Gerechtigkeit, die sich uns in seinem Wort und letztgültig in seinem Sohn, Jesus Christus, gezeigt hat. Die Botschaft des Evangeliums lautet: Gott liebt die Menschen, auch in ihrer Unzulänglichkeit. Die Botschaft der Bibel lautet: Gott liebt den Sünder so sehr, daß er alles einsetzt, ihn zu retten, aber er haßt die Sünde!

Das bringt uns zu der alten kirchlichen Lehre von der "Erbsünde", d.h. der Aussage, daß der Mensch durch und durch Sünder ist. Er ist in Sünden geboren und wird in Sünden sterben. Dahinter steht die Wahrheit, daß ein Sünder nur einen Sünder hervorbringen kann. Adam und Eva haben gesündigt. Sie haben sich gegen Gottes Anweisung gestellt und sind aus ihrer Unschuld gefallen. So können auch ihre Kinder nur Sünder sein.

Weil dem so ist, deshalb kann auch Jesus nicht Adams "Kind" sein sondern er ist "Gottes Sohn". Er ist der einzige "Gerechte", weil er nicht aus Fleisch und Blut gezeugt wurde sondern aus dem Geist. Und nur so kann er für die Sünder ans Kreuz gehen und ihre Schuld - als "Unschuldiger" - büßen und damit eine ewige "Versöhnung" schaffen zwischen Gott und den Menschen.


  • 25.Woche


  • Hinweis
    175.Lesung


    Besinnung-Index

    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

    Fenster schließen!