Besinnung - Jahresbegleiter  

26.Januar

ICH BIN GNÄDIG - DU SOLLST GNÄDIG SEIN

"Wenn du den Mantel deines Nächsten zum Pfande nimmst, sollst du ihn wiedergeben, ehe die Sonne untergeht, denn sein Mantel ist seine einzige Decke für seinen Leib; worin soll er sonst schlafen? Wird er aber zu mir schreien, so werde ich ihn erhören; denn ich bin gnädig."
(2.Mose 22,25-26)

Israel bekommt Rechtsordnungen zum Leben und nicht zur Plage. Wo Menschen miteinander leben, da braucht es Ordnungen zum Schutz dieses Lebens. Wer Ordnungen verwirft, der wird bald merken, daß er der Willkür ausgeliefert ist.
Und so gibt es auch unter dem Volk Gottes keine "Narrenfreiheit". Die Ordnungen bedeuten Leben für mich und für meinen Nächsten.

In der Lutherbibel ist der Abschnitt, aus dem die Rechtsordnung eines Gepfändeten angesprochen wird, überschrieben mit dem Titel "Rechtsschutz für die Schwachen". Zu dieser Gruppe zählen die Fremdlinge, die Witwen und Waisen und die Armen. Hier finden wir auch die Vorschrift, daß man von den Armen keine "Zinsen" nehmen soll.

Und dann kommt die Anweisung zum Schutz eines Armen, der gepfändet wurde: Man hat den Mantel zum Pfand genommen. Dagegen ist nichts einzuwenden. Doch abends, bevor die Sonne untergeht und die Kälte der Nacht hereinbricht, soll dieser Mantel wieder zurückgegeben werden. Es ist - so wird gesagt - "seine einzige Decke für seinen Leib; worin soll er sonst schlafen?".

Begründet werden diese Vorschriften zum Schutz der Schwachen mit Gottes Hinweis, daß er gnädig ist! Ja, Gott läßt Gnade walten - und dies ganz besonders den Schwachen in seinem Volke gegenüber.
Aber weil Gott auch der Gott des ganzen Volkes ist, also auch der "Starken", deshalb sollen diese sich ein Beispiel nehmen an der Gnade Gottes.

Es hat einmal ein großer Theologe gesagt: Wo man Gott aus den Augen verliert, da verliert man schnell auch den Menschen aus den Augen. Ist das der Grund, weshalb soviel Geschrei der Schwachen in dieser Welt ist?

Nun können wir es wohl nicht von denen verlangen, die Gott nicht kennen oder aus ihrem Blickfeld verloren haben, daß sie "Gnade vor Recht" walten lassen (wie wir oft diese Barmherzigkeit umschreiben!). Wohl aber können wir es von uns verlangen, die wir Gott kennen - und vor allem - die wir Gottes Tat der Gnade durch seinen Sohn Jesus Christus kennen.

GOTT IST GNÄDIG - LASST AUCH UNS ZUEINANDER GNÄDIG SEIN!



  • 4.Woche


  • Hinweis
    26.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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