Besinnung - Jahresbegleiter  

25.Januar

LEBEN UM LEBEN

"Entsteht ein dauernder Schaden, so sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beute um Beute, Wunde um Wunde."
(2.Mose 21,23-25)

Hier wird das (später so genannte) "LEX TALIONIS" angesprochen. Der Begriff setzt sich zusammen aus:
  • Lex (lat. "Gesetz")
  • und Talion (lat. talio Vergeltung)
    Gemeint ist damit die Vergeltung von Gleichem mit Gleichem.
    Der Grundgedanke dahinter umfaßt zwei Bereiche:
  • Einerseits das Anliegen, Vergehen zu bestrafen, und
  • andererseits das Anliegen der "Sühne" für eine begangene böse Tat.
    In einer Zeit, wo die "Rache" keine Grenzen kannte, ist diese Vorschrift zum Umgang mit Schuld und Schaden eine Eindämmung endloser Rache, indem sie zeigt, daß ein Täter seine Tat (höchstens) durch Erleiden des gleichen Übels, das er dem anderen zugefügt hat, sühnen muß.
    Entgegen der allgemein verbreiteten Ansicht geht es also bei diesem biblischen Gebot der Anfangszeit Israels nicht um Rache sondern vielmehr um Schutz, sowohl des Geschädigten als auch des Täters. Schuld muß gesühnt werden; Zerbrochenes muß ersetzt werden!

    Das Bibelgebot will Verhältnismäßigkeit herstellen (bedingte Vergeltung). Es hat zunächst nichts mit unserer sprichwörtlichen Verhaltensregel "Wie du mir, so ich dir" gemein. Die subjektive Beliebigkeit von Vergeltung wird damit durch die objektiven Maßstäbe der Gebote Gottes abgelöst.

    Deshalb finden wir auch gleich in den Schriften des Mose die Forderung auf Verzicht der Rache: "Du sollst nicht rachgierig sein ... du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst!" (3.Mose 19)

    Besonders aber im Neuen Testament korrigiert christliche Nächstenliebe die Rach- bzw. Vergeltungssucht. So sagt Jesus in der Bergpredigt (Matth.5,38ff) "Ihr habt gehört, dass da gesagt ist: ´Auge um Auge, Zahn um Zahn.´. Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel.; sondern, so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar. Und so jemand mit dir rechten will und deinen Rock nehmen, dem lass auch den Mantel. ...Liebet eure Feinde; segnet, die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen, bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen."
    Paulus nimmt dieses Jesuswort auf und schreibt an die Christen in Rom (Kap.12,17): "Haltet euch nicht selbst für klug. Vergeltet niemand Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann."

    In der modernen Gesetzgebung ist ja das Prinzip des "Schadenersatzes" durchaus nicht gestrichen. Allerdings kann es für körperliche Schäden nur Schadensersatz in Form von Geld geben.

    Dieses Wort "Leben um Leben" ist für uns Christen im Blick auf Christus aber auch ein Glaubenswort: Wir glauben, daß der gerechte Gott das Leben Jesu Christi (sein Leiden und Sterben) für unser Leben (unsere Sünde) akzeptiert hat: Durch Christi Leben (das er in den Tod gegeben hat) dürfen wir leben!


  • LEX TALIONIS


  • 4.Woche



  • Hinweis
    25.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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