Besinnung - Jahresbegleiter  

26.November

ERFORSCHT EUCH SELBST

"Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß Jesus Christus in euch ist? Wenn nicht, dann wärt ihr ja untüchtig."
(2.Kor.13,5)

Es ist schon ein besonderes Geheimnis unserer menschlichen Existenz, daß jeder von uns die Möglichkeit hat, mit sich selber in einen Dialog zu treten. Mit unserem Verstand hat Gott uns die Fähigkeit gegeben, über uns selber nachzudenken.
In uns ist gleichsam ein Forum: Da steht Gedanke gegen Gedanke, Überlegung gegen Überlegung, Entscheidung gegen Entscheidung. Es ist gleichsam wie in einer Diskussionsrunde. Wir denken eine Möglichkeit durch und setzen sie gegen eine andere Möglichkeit in den Vergleich. Wir überlegen und verwerfen.

Von dieser Gabe der "Auseinandersetzung in uns selber" sollen wir - so Paulus - doch ruhig Gebrauch machen, auch im Blick auf den Glauben: "Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht! Prüft euch selbst!".

Für solch einen Diskurs (leidenschaftliches und ernstes Gespräch) jedoch braucht man Hintergrundwissen. Je weniger wir vom Glauben wissen und vom Glaubenszeugnis der Bibel, umso weniger können wir die biblischen Argumente (oder besser gesagt: Das Wort Gottes) in unseren innerlichen Auseinandersetzungen zu Wort kommen lassen.
So ist die tägliche Beschäftigung mit dem Zeugnis der Schrift notwendig zu dem, was Paulus hier fordert, geht es doch um die Frage, "ob wir im Glauben stehen".

Nun weist Paulus noch darauf hin, daß doch Jesus Christus in uns ist! - Neulich wurde mir, beim Abendmahl, plötzlich der Gedanke wichtig: Christus läßt sich in Brot und Wein aufnehmen. Er läßt sich von mir aufnehmen. Ohne jetzt gleich in magische Vorstellungen zu verfallen, sollten wir es ernst nehmen, was er gesagt hat:
  • Das ist mein Leib!
  • Das ist mein Blut!

    Als evangelische Christen betonen wir außerdem, daß nicht nur durch das Sakrament des Abendmahls Christus in uns Eingang findet, sondern durch sein Wort. Dieses Wort besteht ja nicht aus Buchstaben und Worten, aus Satzteilen und Grammatik. Es ist ein lebendiges Wort, das durch den Geist Jesu (den Heiligen Geist) immer wieder neu spricht.
    Ich frage mich, wie verheerend sich das wohl auswirkt, wenn ein Mensch sich ständig diesem Wort fernhält: er liest nicht mehr die Bibel und er geht nicht mehr in den Gottesdienst. Wie kann er überhaupt noch diesen innerlichen Diskus führen?
    Oft ist es dann ein schweres Ereignis, das ihn nach Gott fragen läßt - und er hat auch in sich selber keine Antwort, weil er vorher dieses gute Wort nicht in sich aufgenommen hat.

    Mit Christus aber in uns, haben wir den Gesprächspartner, auf den letztlich alles ankommt zum Glauben und zum Leben.



  • 47.Woche


  • Hinweis
    328.Lesung


    Besinnung-Index

    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

    Fenster schließen!