Besinnung - Jahresbegleiter  

28.Juni

DAS LOB DER FREUNDIN

"Wer ist sie, die hervorbricht wie die Morgenröte, schön wie der Mond, klar wie die Sonne, gewaltig wie ein Heer?"
(Hohelied 6,10)

Der Liebende spricht so von der Geliebten; der Mann von der Frau.
Dieses Jahr ist als Thema für die "Sieben Wochen ohne" das Schreiben von "Liebesbriefen" dran. Unter den vielen Einsendungen fand ich folgende Passage:
„Liebe Irmela“, schreibt er, ach, was heißt schon „liebe“ Irmela..., das ist ein ganz blasses Wort. Du bist mein Morgenstern, meine Königin der Nacht, Du bist meine Putzfrau, meine Krankenschwester, mein schlechtes Gewissen, mein Lehrmeister, mein Coach in allen Lebenslagen, und das schon über 20 Jahre lang. Weißt du noch wie wir uns kennen lernten in der Disco? Müde hast du ausgesehen. Aber deine Augen. Deine Augen! Ich habe dann mit dem simpelsten Trick der Welt versucht dich anzumachen: „Kannste mir mal sagen, wie spät es ist?“ habe ich dich gefragt. „Schau doch auf deine Armbanduhr,“ hast du mürrisch und abweisend gesagt. „Ich hab' meine Brille nich' dabei,“ habe ich geantwortet. Und dann hast du gelacht. Und später zu meinen Geburtstagen mir immer ein Brillenputztuch geschenkt. "Zum Brillengläser Putzen", hast du gesagt. Damit du keine anderen Frauen mehr fragen musst wie spät es ist. You are my sunshine, Irmela, my first Lady. Lässt jedes Cover-Girl wie eine billige Barbie-Puppe erscheinen. Wenn ich dich umarme, das ist als hätte ich den Himmel im Arm! Aber dagegen hast du dich immer gewehrt: Ich bin nicht dein Himmel auf Erden, hast du gesagt, ich will dir Geliebte sein, Putzfrau und Krankenschwester, aber überfordere mich nicht mit deinen Sehnsüchten nach Glück. Sieh in mir nur die Frau, die dich lieb hat. Ich hole dir nicht die Sterne vom Himmel, hast du oft gesagt, aber wenn du mich ansiehst, sollen dir schon die Augen aufgehen. Ach Irmela, dafür liebe ich dich am meisten: Wie du mich immer wieder auf den Teppich holst, ohne dass es weh tut. Wie geduldig du mit meinen Nachlässigkeiten umgehst: Ich wasche dir deine Hemden, sagst du, aber nur, wenn du auch die Hemden aufgeknöpft in den Wäschekorb legst! Ach Irmela, das ist doch ein richtiges Stück Himmel auf Erden. Ach ja, und noch was: Nächste Woche habe ich ja Geburtstag. Vergisst du das Brillenputztuch nicht...? Dein vor Liebe immer noch fast blinder Heinz.
Es sind tiefe Empfindungen, die in diesem "Liebesbrief" zur Sprache kommen. Und es ist eine tiefe Dankbarkeit für die geschenkte Liebe daraus zu hören.

Ist das das Geheimnis der Liebe, daß sie wirbt (mit wunderbaren Worten!) und daß sie gleichzeitig auch dankbar ist? Liebe kann man nicht erzwingen! Liebe ist wie das Leben selber: Es wird geschenkt. Aber durch den Empfang der Liebe entsteht tiefe Dankbarkeit. Und aus dieser Dankbarkeit heraus fließen dann die "Werke der Liebe".

"Wer ist sie, die hervorbricht wie die Morgenröte, schön wie der Mond, klar wie die Sonne, gewaltig wie ein Heer?" Sieht Gott so sein Volk? - Sieht Christus so seine Gemeinde? Oder ist es deshalb so, weil ER, der lebendige, mit seinem Glanz die Gemeinde umgibt und mit seiner Herrlichkeit krönt? Ich denke so ist es, denn die Bilder, die hier für die Braut Verwendung finden sind eigentlich Attribute Gottes:
  • Erwartungsvolle Morgenröte!
  • Der Mond mit seinem Schein!
  • Die Klarheit der Sonne!
  • Eindrucksvoll stark wie ein Heer!

    So liebt Gott sein Volk, wie ein Bräutigam seine Braut. Das ist die Botschaft dieses Verses!

  • 25.Woche


  • Hinweis
    178.Lesung


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