Besinnung - Jahresbegleiter  

28.Mai

GOTT MACHT UNTERSCHIEDE

"Die Hand unseres Gottes ist zum Besten über allen, die ihn suchen, und seine Stärke und sein Zorn gegen alle, die ihn verlassen."
(Esra 8,22b)

Das mag sich hart anhören, daß Gott die segnet, die ihn suchen und daß er jene, die ihn verlassen ohne Segen läßt; denn "Zorn Gottes" ist ja nichts anderes, als daß er sich zurückzieht, daß er die, die ihn verlassen, laufen läßt!

Man muß diese Worte jedoch zuerst einmal im Zusammenhang lesen: Esra und seine Begleiter hatten dem persischen König gegenüber betont, daß sie der lebendige Gott auf der Reise nach Jerusalem behüten werde. Sie hatten quasi ein Bekenntnis abgelegt von dem Gott, der die Seinen nicht verläßt, der sich für die Seinen verantwortlich weiß.
Das kommt zum Ausdruck mit den Worten: "Die Hand unseres Gottes ist zum Besten über allen, die ihn suchen!"
Aus diesem Bekenntnis zur Güte und zum Schutz Gottes kommen nun Konsequenzen auf die Glaubenden zu: Sollen sie die großzügige Bewachung durch den König annehmen oder sollen sie darauf vertrauen, daß der lebendige Gott seine Hand über ihnen halten wird auf der Reise nach Jerusalem?
Esra und seine Begleiter hatten sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Esra hatte am Fluß bei Ahawa, bevor es dann auf die große Reise ging, ein Fasten ausrufen lassen. Sie wollten sich damit vor Gott demütigen, das heißt: Sie wollten Gott sagen, daß doch ihr Leben in seiner Hand liegt. Deshalb wagten sie auch das Gebet um eine "Reise ohne Gefahren" (Esra 8,21).

Danach heißt es in diesem "Reisebericht": "So fasteten wir und erbaten solches von unserm Gott; und er erhörte uns." (Esra 8,23) - Also kein "Automatismus" in dem Sinne, daß es den Frommen schon gelingen würde, sondern vielmehr größte Demut im Wissen, daß es nach Gottes Wille geht. Hier klingt schon das Wort aus dem Vaterunser an: "Dein Wille geschehe!".
Der Fromme tut mit seinem Gebet Gott keine Gewalt an, aber er stellt sich voller Demut unter Gottes Gnade.

Auf der anderen Seite stehen nun jene Menschen, die glauben, sie könnten ohne Gottes Schutz und Segen auskommen. Die läßt Gott dann laufen, weil er den Adel ihrer Geschöpflichkeit, nämlich die von IHM ihnen verliehene Freiheit, achtet. Aber nicht von Gott begleitet werden, nicht von ihm gesegnet werden, das beinhaltet alles, was das Gegenteil ausmacht: in die Gefahr durch Menschen zu geraten ohne Gottes Schutz.

Wir aber, die wir Gott "fürchten und lieben", sollten uns deshalb mehr auf die wunderbare Zusage verlassen, daß Gott jene, die ihn suchen, auch finden - und mit IHM, dem lebendigen Gott, finden sie das Leben und seinen Schutz.



  • 21.Woche


  • Hinweis
    147.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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