Besinnung - Jahresbegleiter  

28.November

FRÜCHTE DES GEISTES

"Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit; gegen all dies ist das Gesetz nicht."
(Gal.5,22-23)

In den Kapitel 4-6 geht es dem Apostel Paulus in seinem Schreiben an christliche Gemeinden in Galatien um die rechte Freiheit des Menschen, der durch Gottes Gnade in Christus Jesus erlöst ist und der den Heiligen Geist bekommen hat.
Dabei wird klar, daß es für Paulus eine "absolute Freiheit", d.h. eine Freiheit von "Gott und Welt" gar nicht gibt. Der Mensch ist, und das ist vom christlichen Glauben her gesprochen, kein freies Wesen.
Eigentlich zeigt uns das schon die Natur: Wir sind hineingebunden und hineingewoben in das Netz natürlicher Abhängigkeiten. Unsere Triebe sind die Leitstellen vieler Funktionen in unserem Körper aber auch in unserem Handeln. Manche von ihnen haben wir "kultiviert", und doch sind sie meistens stärker als unser Wille.
Die Heilige Schrift, die kennt und bezeugt nur einen einzigen Freien: Den dreieinigen Gott: den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist. Er ist frei in seinem Handeln; deshalb kann er auch den "Sünder gerecht sprechen aus Gnaden"!

Und doch darf Paulus von der Freiheit reden im Blick auf die Mächte und Gewalten dieser Welt und der unsichtbaren Welt. Christus hat uns durch sein Leiden und Sterben "freigekauft" und im Glauben an ihn sind wir "freigestellt für Gott und sein Reich".

Dieses Reich wird sichtbar im Leben der Glaubenden hier und jetzt: in den Früchten des Geistes.
Genannt ist an erster Stelle die Liebe - und an letzter Stelle die Keuschheit. Liebe nicht als eine philosophische Idee sondern als Selbsthingabe für die Schwestern und Brüder (so wie Christus sich dahingegeben hat). Keuschheit meint nicht allein den sexuellen Bereich; Keuschheit ist jene Zurückhaltung, die sich auch in den "Seilen der Triebe" in Gottes Geboten an Gottes Willen gebunden weiß.

In unserer Zeit stehen Christenmenschen in der Gefahr, dem Trend der Zeit, einzelnen Früchte des Geistes zu betonen und andere auszuschließen, zu verfallen. So wird der "Friede" (egal, was letztlich konkret damit gemeint ist!) über alles gehoben. Dagegen wird die Güte und Treue - ja der Glaube (als Grundvoraussetzung zum Empfang der Früchte des Geistes) als zweitrangig eingestuft. Für den Frieden (d.h. die Abschaffung von Atomwaffen) gingen Tausende auf die Straßen. Für den Glauben dagegen, geht man nicht einmal Sonnta gmorgen in den Gottesdienst!
Damit will ich in keinster Weise unsere Verantwortung für den Frieden schmälern. Doch ist dabei auch zu beachten, daß wir im Westen oft deshalb Frieden wollen, daß wir ungehindert so leben können, wie wir wollen. In den Dritt-Welt-Ländern dagegen schreien sie nach einem Frieden, der die gerechter Verteilung der Güter dieser Erde einschließt.

So soll es unter Christen nicht sein, daß wir das eine beachten und das andere verachten. Die Früchte des Geistes sind vielfältig und umfassen unser "Leben und Glauben" gleichermaßen. So dürfen Christenmenschen sich dem Leben im Geist anvertrauen und so im Geist wandeln. (Gal.5,25)

  • 48.Woche


  • Hinweis
    330.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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