Besinnung - Jahresbegleiter  

28.Oktober

DIE CHRISTEN

"In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt."
(Apg. 11,26c)

Das war dem Schreiber Lukas wichtig, dies zu erwähnen, wann und wo die Nachfolger Jesu - die Gemeinde - den Namen "Christen" bekommen hatten. Es war dort im heutigen Syrien, in der Stadt Antiochia. Damit begann die nun zweitausend Jahre alte Geschichte der Christen, Geschichte des christlichen Glaubens und Geschichte des Christentums (als einer der großen Weltreligionen)!

Und damit kommen wir gleich einmal zur Frage: Wer sind die Christen? Die Deutung des Namens ist bald gefunden: Das sind Menschen, die an Christus als ihren Herrn und Heiland glauben. Er ist das Ein und Alles für sie!

Daß diejenigen, die diesen Name "CHRISTEN" in Anspruch nehmen, sich bald in den kommenden Jahrzehnten von den "JUDEN" absetzten, ist zwar tragisch, aber wir haben es zu akzeptieren. Auf welcher Seite der Grund lag, ist historisch wohl so zu beantworten: Die JUDEN distanzierten sich ja von Anfang an von diesen Anhängern des Jesus von Nazareth. Sie sahen in Jesus einen, der mit seiner Aussage, Gottes Sohn zu sein, Gott gelästert und mit seinen Lehren das Gesetz verleugnet hatte. Deshalb wurde er auch von den Verantwortlichen (dem Hohen Rat) abgelehnt und den Römern zur Kreuzigung übergeben. Die Schuld der Kreuzigung jedoch liegt beim römischen Statthalter Pontius Pilatus! Danach wurden die Anhänger Jesu in Jerusalem verfolgt und zerstreuten sich in die Nachbargebiete.
Nach der ersten Verfolgung seiner Anhänger in Jerusalem verlagerte sich das Zentrum der Christengemeinde immer mehr in andere Städte. Eine davon war zunächst Antiochien in Syrien.

Daß nun aber im Namen der "CHRISTEN" in den kommenden Jahrhunderten und Jahrtausenden so viel Blutvergießen stattgefunden und die Volksgenossen Jesu, seine Schwestern und Brüder, die JUDEN, verfolgt und getötet wurden, das ist eine Schuld, die brennt auf dem Namen der Christen.
Man kann es nicht anders als eine furchtbare Verirrung und wie eine brennende Schuld durch die Jahrhunderte, bis hin zum Holocaust. Daß sich in der Zeit des dritten Reiches die Christen nicht für die Schwestern und Brüder - für die Juden - eingesetzt haben, ist unter anderem auch einem falschen Glauben, bzw. einem Nichtglauben zuzuschreiben.
Der Ehrenname "Christen" wurde so, auch wenn es im Laufe der Geschichte immer nur von bestimmten Nationen zu furchtbaren Taten kam (z.B. die katholische Kirche in Südamerika, oder die Sklavenfrage in den USA), zum Schandnamen.
Die Geschichte der Christenheit ist eine von Schuld beladene Geschichte, aber sie ist auch eine Geschichte der Ausbreitung des Evangeliums in aller Welt. Und ohne diese Geschichte wäre unsere Welt arm dran.

So sollten wir den Namen "Christen" einerseits als Last akzeptieren, andererseits aber auch als einen verpflichtenden Namen:
"Christen sind Menschen, die Jesus Christus als Herrn und Heiland glauben und ihm dienen wollen."
Und im Blick auf die furchtbare Geschichte der Christen können wir nur immer wieder neu schreien:
HERR, ERBARME DICH!


  • 43.Woche


  • Hinweis
    299.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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