Besinnung - Jahresbegleiter  

29.September

LASST DIE KINDER ZU MIR KOMMEN!

Jesus sprach: "Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes."
Markus 10,14

Dies ist wohl einer der bekanntesten Bibelverse des ganzen Neuen Testamentes. Das liegt nicht zuletzt daran, daß es zum festen Bestandteil der Taufliturgie gehört. Aber bevor wir ihn nun gleich nur aus der Perspektive der Kindertaufe sehen, wollen wir einmal hinsehen, wo er steht und was er wohl sagen will:

Die Begegnung Jesu mit Kindern
Ab Kapitel 9,30 läßt der Evangelist Markus uns teilhaben an Gesprächen Jesu mit Freunden und mit Feinden. Der Teil beginnt mit der zweiten Ankündigung des Leidens und der Auferstehung Jesu. Gefolgt wird dieser Abschnitt von dem Rangstreit der Jünger, wer wohl der Erste unter den Zwölfen sei. Und da nimmt Jesus ein Kind, stellt es miten unter sie und spricht davon, daß es nicht um die Frage des Ranges geht sondern um die Frage des Gehorsams seiner Mission gegenüber. Wer ein Kind aufnimmt in seinem Namen, der nimmt ihn auf (Markus 9,37)!
Es folgen weitere Lehrreden zum Thema Verführung und Abfall. Dabei bezeichnet Jesus die Seinen als "die Kleinen" (9,42). Ihnen soll niemand zum Ärgernis werden.
Diesem Abschnitt folgt ein Lehrstreit zwischen Jesus und den Pharisäern. Es geht um das Mosegebot, daß man seiner Frau einen Scheidebrief geben könne. Sie wollen nun seine Meinung dazu. Jesus verweist auf Gottes Schöpfungsordnung, in der Mann und Frau eine ganz bestimmte Aufgabe haben. Dazu hat Gott Mann und Frau zusammen geschaffen.
Inwieweit nun die Erzählung von der Segnung der Kinder quasi eine Fortsetzung dieses Schöpfungswillens Gottes ist, unterliegt nun der Auslegung. Aber bestimmt hat der Evangelist Markus bewußt im Anschluß an die Frage der Ehescheidung die Frage der Kinder angefügt. Aber bestimmt nicht nur im Blick auf die Schöpfung sondern vielmehr auch im Blick auf den Auftrag Jesu, in dieser Welt den Willen Gottes zu verkündigen.

Die Frage nach dem Reich Gottes
Es geht ja letztlich um das "Reich Gottes". Damit umschreibt Markus die Botschaft Jesu - die Botschaft vom Reich. So berichtet er uns vom Anfang des Auftretens Jesu und sagt: "... kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelijm Gottes und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium." (Markus 1,14b).
Es geht also weder um die Frage, wer der Erste ist, noch um die Frage, inwieweit es gestattet ist, Gottes Schöpfungsordnung aufzuheben, sondern es geht um die Frage, wie man sich der Botschaft vom Reich gegenüber verhält. Und da sieht Jesus bei den Kindern eine Haltung, die uns Erwachsenen zum Vorbild sein soll: Das Reich Gottes empfangen wie ein Kind die Guttaten der Eltern empfängt. So Gott vertrauen, wie ein Kind seinen Eltern vertraut.
So eine Haltung wird gesegnet!

Wenn die reformatorischen Kirchen sich bei der Taufe auf diese Geschichte von der Kindersegnung bezieht, macht sie bewußt oder unbewußt klar, daß es nicht um eine "sakramentale Handlung" der Kirche geht, sondern um den Ruf zum Glauben und Vertrauen in Gottes Liebe, die in Christus sichtbar wurde. Diese uns zuvorkommende Liebe (in jeder Hinsicht!) will von uns eine Antwort.

Insofern hat der Reformator Johannes Brenz zur richtigen Umschreibung auch der TAUFE gefunden, wenn er sagt: "Die Taufe ist ein Sakrament und göttlich Wortzeichen, womit Gott, der Vater, durch Jesus Christus, seinen Sohn, samt dem Heiligen Geist bezeugt, daß er dem Getauften ein gnädiger Gott wolle sein und verzeihe ihm alle Sünden aus lauter Gnade um Jesu Christi willen und nehme ihn auf an Kindes Statt und zum Erben aller himmlischen Güter."
Taufe ist also nichts anderes, als das in eine kirchliche Handlung gekleidete EVANGELIUM!
  • 39.Woche


  • Hinweis
    271.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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