"Und das Evangelium muß zuvor gepredigt werden unter allen Völkern."
Markus 13,10

Aufgrund von Quellenforschungen hat sich wohl die Meinung unter den Bibelwissenschaftlern herausgebildet, daß der Schluß des Markus-Evangeliums (Kap. 16,9-20) erst viel später und aus dem Vorhandensein der anderen drei Evangelien (den Synoptikern) gebildet und angefügt wurde.
Damit aber wäre das Evangelium nach Markus eigentlich so etwas wie ein Speer ohne Spitze gewesen.
Ich bin anderer Meinung! Ich denke, daß auch der Schlußteil ganz fest zum Urmarkus dazugehört. Die Begründung liegt für mich in dieser "Endzeitrede" Jesu, von der uns Markus Kapitel 13 berichtet.

Im Blick auf den Fortgang der Geschichte, gerade auch nach dem Tod und der Auferstehung Jesu, gibt es letztlich gar keinen anderen Weg, als daß diese Botschaft von Jesus und über Jesus (sprich das "Evangelium") nun hinausgetragen wird unter das Volk Israel und unter die Völker. Denn Jesus ist nicht einfach ein "Heiler" gewesen oder ein großer "Rabbi", er ist der "Heiland der Welt", er ist der "Sohn Gottes"; er ist der verheißene "Messias"; er ist die Erfüllung aller Verheißungen Gottes im Alten Testament.
Jesus ist die "fleischgewordene Mission Gottes", die suchende Liebe Gottes!

Das "Ende dieser Weltzeit", sprich das Ende der "Reiche dieser Welt", ist nicht einfach das Nichts, sondern der vollkommene Durchbruch des "Reiches Gottes". Dieses Reich Gottes aber endet nicht an den Grenzen des Volkes oder des Landes Israels. Das Ziel Gottes ist die ganze Welt.

Die Aufgabe der Jünger ist es, die Botschaft des Evangeliums vom leidenden und gekreuzigten und auferstandenen Heiland hinauszutragen zu Israel und zu den Völkern. Allen soll diese frohe Botschaft gebracht werden, bis bei seiner Wiederkunft es aller Welt offenbar wird, daß er der Heilige Gottes ist.
So wird es uns auch verständlich, daß dieses Evangelium nach Markus ganz besonders bei den Christen gerne gelesen wurde, die von Haus aus "Heidenchristen" waren.