Besinnung - Jahresbegleiter  

31.August

BERUFEN ALS VOLK GOTTES VERPFLICHTET

"Aus allen Geschlechtern auf Erden habe ich allein euch erkannt, darum will ich auch an euch heimsuchen all eure Sünde."
Amos 3,2

Das ist das Besondere Israels: Gott hat sie allein als sein Volk aus allen Völkern der Erde berufen. Gott hat Abraham aus den Völkern berufen und ihm die Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft gegeben. Damit beginnt die Geschichte des "Gottesvolkes", das das menschliche Verständnis von "Volk" und "Zeit" sprengt.

Immer wieder wird darauf hingewiesen, daß die Ursache dieser Berufung nicht in der besonderen Qualität dieses Völkleins aus Abrahams Samen lag, sondern ganz allein in Gottes Willen und Liebe - ja, in seinem Heilsplan für alle Völker.

Gottes Berufung hat allein in ihm selber seinen Grund. Es ist seine freie Wahl. Niemand kann ihn dafür zur Rechenschaft ziehen; niemand kann daran etwas aussetzen. Niemand aber kann sich jetzt der Berufung rühmen!

Aber gerade weil Gott das Volk Israel berufen hat, gehört es auch besonders ihm. Es ist sozusagen sein "erstgeborener Sohn" und "zu seinen Diensten berufen". Deshalb nimmt Gott es so ernst mit dem Leben und Glauben des Volkes. Sie sind "heilig" (für Gott abgesondert!), weil Gott heilig ist. Damit unterscheiden sie sich von allen Heidenvölkern. Ihr Sein und ihr Ziel ist von Gott bestimmt!

Noch heute wird jedem aus den anderen Völkern, der zum Judentum übertreten will, die Konsequenz aufgezeigt: Es ist nicht ein sogenanntes "freies Leben", das da auf den Übertretenden wartet, sondern vielmehr "ein an Gott gebundenes Leben". Das zeigt sich in der Einhaltung der Gebote Gottes. Dem Übertretenden wird nicht ein Paradies versprochen sondern vielmehr ein "Leiden um Gottes willen".

Israel weiß darum. Mose hat die Tora (Das Gesetz) gegeben und die Propheten haben es immer wieder neu ausgelegt und eingeklagt. Durch die Berufung ist man diesem Willen Gottes verpflichtet. Heißt es bei uns "Adel verpflichtet", so heißt es beim Volk Israel "Berufung verpflichtet". Gottes Gericht ("Heimsuchung der Sünde") gilt also zunächst seinem Volk!

Aber nun hat Gott in der Berufung Abrahams ein Ziel: "In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden!" - Diesem Ziel wird auch das berufene Gottesvolk unterstellt, bis hin zu dem, den Gott als "Licht der Heiden" und als "Segen für die Völker" gesandt hat: seinen Sohn, Jesus Christus.
Wir Christen glauben und bekennen, daß wir durch Gott im Evangelium zum Volk Gottes berufen sind und in unserer Taufe (bzw. Konfirmation!) dazu ein Ja sagten, an den einen Herrn zu glauben und ihm zu dienen. Deshalb werden wir auch im Auge behalten von Gott (ob wir seinen Ruf ernst nehmen!) und von unseren Mitmenschen, ob wir anders sind als die Heiden.

  • 35.Woche


  • Hinweis
    242.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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