Besinnung - Jahresbegleiter  

6.Juni

WEM GEHÖRT DIE ERDE - WER REGIERT?

"ER hat die Erde unter gottlose Hände gegeben, und das Antlitz ihrer Richter verhüllt ER. Wenn nicht ER, wer anders sollte es tun?"
(Hiob 9,24 )

Eine schwerwiegende Aussage, wenn auch konsequent: Wenn Gott der Einzige ist, wenn er allein die Macht hat, über Himmel und Erde, dann ist auch ER der Einzige, der Dinge unter dem Himmel und der Erde tun kann. Konsequentes Denken des Frommen, des Hiob, einem Mann, der an der Existenz Gottes nicht im geringsten zweifelt.

Aber, es ist auch eine "schwer-wiegende" Aussage - schwer, für alle Betroffenen des Handelns Gottes - letztlich schwer für alle Menschen.
Hiob sagt: "ER hat die Erde unter gottlose Hände gegeben, und das Antlitz ihrer Richter verhüllt ER!" - Ob er damit alle Verantwortung, auch für das Böse, Gott zuschieben will? Oder will Hiob damit nur ausdrücken, daß Gott auch mit den Bösen handeln kann zum Erreichen seiner Ziele? - Wen klagt Hiob eigentlich an?
In der Tat hören wir in der Bibel, daß Gott auch die Bösen führt - so z.B. den Pharao, dem er das Herz verhärtet, so daß er das Volk nicht ziehen läßt.
Aber, die Bibel läßt auch nicht unerwähnt, daß trotzdem jeder Mensch für seine Taten verantwortlich ist. Pharao hat konstant dem Willen Gottes getrotzt. Zum Schluß läßt Gott ihn in seinem Trotz (das ist das Gericht Gottes über ihn). Und was er vorher nicht wollte, das kann er jetzt nicht mehr.

Konsequentes Denken über Gott muß auch das Böse unter der richtenden Hand und dem gerechten Willen Gottes sehen. Glaubendes Denken über Gott aber weiß, daß Gott es mit uns Menschen nur gut meint. So wird das Böse zur "Zuchtrute für die Sünder".

Nun aber bleibt die Frage: Hat der Freund Hiobs, Bildad, recht, wenn er sagt: "So geht es jedem der Gott vergißt, und die Hoffnung des Ruchlosen wird verloren sein." (Hiob 8,13) - Gehört Hiob zu diesen?
Hiob wehrt sich dagegen, daß er zu diesen "Ruchlosen" zählt. Aber er anerkennt auch, "daß ein Mensch nicht recht behalten kann gegen Gott" (Hiob 9,2). Und er resigniert ein Stück weit, wenn er sagt: "Wenn ich auch recht habe, so kann ich ihm doch nicht antworten, sondern ich müßte um mein Recht flehen." (9,15)

Wie gut haben wir es, daß wir Gottes letzten Plan zum Heil seiner Menschen im Evangelium gehört haben. Wir haben einen "Fürsprecher" bei Gott, Jesus Christus, den Heiland. Durch ihn "flehen" wir um Gnade und nicht um Recht.


  • 23.Woche


  • Hinweis
    156.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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