Besinnung - Jahresbegleiter  

7.Juni

GOTT IN DER FAUST FÜHREN

"Die Hütten der Verwüster stehen ganz sicher, und Ruhe haben, die wider Gott toben, die Gott in ihrer Faust führen."
(Hiob 12,6)

Hiob klagt! In seiner ersten Antwort an den Freund Zofar, der ihm vorhält, daß Gott ja noch gar nicht an alle seine Sünden gedacht hat, wehrt sich Hiob. Er klagt, daß er von seinem Nächsten verlacht werde um seines Unglücks willen. Er fühlt sich von seinen Freunden gestoßen, obwohl sein Fuß schon wankt.
In Hiobs Klage ist die Klage aller Armen und Elenden eingeflossen. Das Lachen der Gottlosen über die Frommen, die in Elend und Not geraten sind, dröhnt durch diese Verse. Die alte menschliche Erfahrung bricht durch: den Gottlosen und Spöttern geht es gut; die Elenden und Armen aber sitzen im Staub.
Und Hiob klagt darüber, daß es den Gottlosen gut geht. Jene, die andere verwüsten, haben feste Häuser und die, die gegen Gott toben, haben Ruhe! Wie kann das nur so sein?

Hiob zeichnet die gottlosen Leute als Leute, "die Gott in ihrer Faust führen".
Mit anderen Worten: Der Gottlosen Gott ist ihre eigene Macht; ihr eigener Wille zählt und nicht Gottes Wille. Das ist purer Atheismus! Solch ein Mensch "erkennt nicht an, daß in Gottes Hand die Seele von allem, was lebt, ist, und der Lebensodem aller Menschen." (Hiob 12,10).

Hiobs Antwort an Zofar ist somit nichts anderes als das Bekenntnis zum Schöpfergott, so wie es uns im ersten Artikel unseres Glaubens gesagt ist.

Aber nun klagt Hiob, denn er versteht nicht, daß trotz dieses Schöpfergottes so viel Unrecht und Verwirrung herrscht. Und er überlegt:
  • Entweder ist es so, daß die Gottlosen denken, Gott kann ihnen nicht helfen, weil er nicht will oder weil er nicht kann. Deshalb muß man sich selber helfen, sozusagen die Macht "Gott" sein lassen.
  • Oder aber sind es Menschen, die die Gewalt als ihren Gott ansehen. Sie verlassen sich auf ihre eigene Weisheit und Stärke. Mit ihr wollen sie sicher wohnen. Sie denken, sie brauchen keinen Gott!

    Dem allem gegenüber spricht Hiob voller Glauben: "In Gottes Hand ist die Seele von allem, was lebt, und der Lebensodem aller Menschen!" (Vers 10).
    Hiob hofft und glaubt und vertraut, daß alles und alle in Gottes Hand sind: "Sein ist, der da irrt und der irreführt." (12,16)

  • 23.Woche


  • Hinweis
    157.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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