Besinnung - Jahresbegleiter  

6.September

DIE VOM PROPHETEN GESCHAUTE LAST

"Dies ist die Last, die der Prophet Habakuk geschaut hat!"
Habakuk 1,1

Dies ist bei den Propheten ein viel gebrauchter Ausdruck: "Last"!
Damit haben sie einen Begriff gewählt, der nur allzu gut verstanden wurde in einer Zeit, wo von Menschen viele Lasten getragen wurden, weil man noch nicht die Hilfsmittel hatte, die wir heute vorzuweisen haben.

Das erste Mal wird in der Bibel von Last gesprochen im Zusammenhang mit den Kindern Israels in der Sklaverei in Ägypten: "Mose sah ihre Last!" (2.Mose 2,11). Ja, sie mußten Lasten vielfältiger Art tragen: die Last der Lehmziegeln so gut wie die Last eines unterdrückten und dem Tode preisgegebenen Volkes.

Was ist aber nun damit bei den Propheten gemeint?
  • Einmal die Verantwortung, die Gott durch seinen Auftrag auf den Propheten selber legt. Was war das für eine Last z.B. in Kriegszeiten sagen zu müssen, daß die Feinde die Oberhand behalten werden und das Gottesvolk in die Gefangenschaft muß! Last ist es, wenn ein Prediger Schweres ankündigen muß, wo doch Gutes erwünscht ist!
  • Dann aber ist mit Last gemeint, was Gott dem Volk auferlegt. Gott will etwas von seinem Volk: Liebe und Gehorsam. Sie sollen sich lossagen von ihren Götzen und allein ihm, dem lebendigen Gott, dienen.
    Das Volk aber empfand dies als Last - und in der Tat ist es ja auch eine Aufgabe, die unserer Bequemlichkeit und Selbstsucht im Wege steht.
  • Aber mit Last ist auch das gemeint, was Gott an diesem Volk zu tragen hat. Gott sieht dieses Volk als seinen "Sohn" an. Und wie ein Mann seinen Sohn trägt, so trug und trägt Gott sein Volk. Die Last wird noch größer dadurch, daß sich dieses Volk dauernd gegen Gott stellte, der doch nur Liebe ist.

    Und das wird uns, denen aus dem Neuen Testament, ganz besonders deutlich in Gottes großer Liebe zu uns Menschen Sie sendet den Sohn in die Welt, um die "Last der Sünde" ans Kreuz zu tragen. Es ist Jesus, der die Sünden der ganzen Welt auf sich genommen und an das Kreuz getragen hat.

Seit Jesus Christus heißt es nun: "Einer trage die Last des andern, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!" (Gal.6,2). Gemeinschaft in Christus ist immer wieder neu aufgefordert, Lasten zu tragen. So wurde dies in der Diakonie zum Kennzeichen wahren christlichen Glaubens.



  • 36.Woche


  • Hinweis
    248.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

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