Besinnung - Jahresbegleiter  

8.Juni

MEIN FÜRSPRECHER IST IN DER HÖHE

"Siehe, auch jetzt noch ist mein Zeuge im Himmel, und meinn Fürsprecher ist in der Höhe."
(Hiob 16,19)

Hiob hat es nicht leicht, sich gegen die Argumente seiner Freunde zu behaupten. Kurz vorher hat sein Freund Elifas seine zweite Rede gehalten und ihm vorgehalten: "Du selbst zerstörst die Gottesfurcht und raubst dir die Andacht vor Gott!" (15,4). Ja, Hiob mußte sogar mit anhören, daß der Freund sagte: "Der Gottlose bebt sein Leben lang!" (15,20).

Doch Hiob ist alles andere als gottlos! Im Gegenteil. In seinen Antworten kommt sein tiefes Gottvertrauen zum Scheinen. Selbst "jetzt noch", wo vor Augen alles verloren erscheint, wo Hiob sozusagen als "schuldig" überführt sein soll, selbst jetzt noch, wo er Gott nicht mehr versteht, beruft er sich "auf Gott gegen Gott" (wie Martin Luther das einmal formuliert hat). Hiobs Glaubenshoffnung heißt: "Mein Fürsprecher ist in der Höhe!".

Sein Freund war hart zu Hiob. "Was verstehst du, das uns nicht bekannt ist?" - so fragt er ihn (15,9) - Und er sagt ja die Wahrheit mit den Worten: "Was ist der Mensch, daß er rein sein sollte, und daß der gerecht sein sollte, der vom Weibe geboren ist?" (15,14). Tausende Jahre später entdeckten dies neu die Reformatoren, daß der Mensch vor Gott schuldig ist - schon schuldig geboren. Und sie betonten, daß wir nicht aus unseren Werken gerecht sein können. Sie hörten das Evangelium, daß Gott seinen Sohn in unsere Schuld gesandt hat, unser Fürsprecher zu sein. Er sitzt nun zur Rechten Gottes und bittet für uns (Hebräer 12,2; 7,25).

Es macht einen Unterschied, ob einer "fromm und gottesfürchtig ist" oder aber "gottlos und spöttisch"; es macht einen Unterschied, ob sich einer in seiner Schuldnot von Gott weg oder zu Gott hin bewegt.

Hiob ist einer, der zu Gott flieht!
Hiob sieht Gottes (für den Menschen so erscheinendes) "doppeltes Gesicht":
  • das Gesicht des Heiligen und Gerechten;
  • das Gesicht des Liebenden und Erbarmers.

    Damit wird Hiob zum Boten des tiefen, kindlichen Gottesvertrauens.
    Damit kann er durch die "Hölle des Leidens" gehen!
    Damit spricht er gleichsam jenes Wort, das der Vater zu Jesus gesprochen hat: ICH GLAUBE, HILF MEINEM UNGLAUBEN!

  • 23.Woche


  • Hinweis
    158.Lesung


    Besinnung-Index

    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

    Fenster schließen!