Besinnung - Jahresbegleiter  

9.Juni

TROST MIT NICHTIGKEITEN

"Wie tröstet ihr mich mit Nichtigkeiten, und von euren Antworten bleibt nichts als Trug!"
(Hiob 21,34)

Hiob ist verbittert gegenüber seinen Freunden! In seiner zweiten Antwort an den Freund Zofar spricht er diese Worte - Worte der tiefsten Enttäuschung. Wohl kann er akzeptieren, daß die Freunde gekommen waren, ihn zu trösten. Wohl freut er sich über die Dialoge mit ihnen. Aber den Inhalt ihrer Antworten kann er nicht akzeptieren. Sie gehen vom traditionellen Denken aus, daß es dem Gerechten gut geht und dem Ungerechten schlecht. Und so müssen sie, egal von welcher Seite sie die Sache Hiob angehen, ihn für schuldig sprechen.

Hiob jedoch zeigt das Bild der Wirklichkeit dieser Welt: Es ist ein verwirrendes Bild. Der Gottlose gedeiht. Sein Hütte steht fest. Er wird am Tag des Bösen erhalten und wenn er stirbt, geht ein großer Trauerzug seinem Leichnam hinterher. "Süß sind ihm die Schollen des Grabes!" (Hiob 21,33).

Hiob weiß und besteht darauf, daß er nichts Böses getan hat. Er versteht den Weg Gottes mit ihm nicht, sowenig er den Weg Gottes mit den Gottlosen versteht. Und so versucht er, auf die Antworten der Freunde immer wieder neu zu beteuern, daß er unschuldig ist und daß Gottes Weg mit ihm nicht durch ihn verursacht wurde.

Der (wohl) gutgemeinte Rat der Freunde, daß Hiob Buße tun soll und sich schuldig bekennen soll, ist ihm wie falscher Trost - "Trost mit Nichtigkeiten". Er erkennt auch, daß ihre Antworten letztlich nicht stehen bleiben können.

Schon in seiner zweiten Antwort an Elifas (Kap.16,2) hat Hiob es auf den Nenner gebracht: "Ihr seid allzumal leidige Tröster!".

Trost kommt nicht aus Debatten über Gott und sein Handeln. Trost kommt auch nicht aus rationalen Überlegungen. Trost muß aus einer anderen Quelle kommen. Hiob sucht nach dieser Quelle - und er ist auf dem rechten Weg: Die Quelle muß bei Gott liegen. Er selbst, der Allmächtige, muß die Antworten haben. Auf diese Antwort wartet Hiob - auf Gottes Trost!



  • 23.Woche


  • Hinweis
    159.Lesung


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    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
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