Besinnung - Jahresbegleiter  

9.August

JERUSALEM, DAS UNTREUE WEIB

"Siehe, das war die Schuld deiner Schwester Sodom: Hoffart und alles in Fülle und sichere Ruhe hatte sie mit ihren Töchtern; aber dem Armen und Elenden halfen sie nicht, sondern waren stolz und taten Greuel vor mir. Darum habe ich sie auch hinweggetan, wie du gesehen hast."
(Hesekiel 16,49.50)
In den Kapitel 15 - 17 wird mit verschiedenen Bildern der Abfall Jerusalems (Sinnbild für das Gottesvolk) dargestellt: Sie gleichen dem unbrauchbaren Rebholz, das vom guten Weinstock abgeschnitten und ins Feuer geworfen wird. Sie gleichen einem treulosen Weib, das von ihrem Mann alles bekommt, was ihr Herz begehrt, und doch der Hurerei nachläuft. Sie gleichen einem Zedernwipfel, der hin und her schwankt, einem Weinstock, der keine Frucht bringt.

In diesen Kapiteln klagt Gott! Er klagt über die Untreue seines Volkes. Und er nimmt das Bild von Sodom, der Stadt, die sich total gegen Gott versündigt hat und dem Gericht übergeben wurde.
Die Kennzeichen des Abfalls von Gott werden beim Namen genannt:
  • Hoffart und Fülle, d.h. es wird ein Leben des totalen Konsums gelebt. Essen und Trinken ohne an den zu denken, der Nahrung und Kleidung gibt.
  • Den Armen und Elenden wird in so einer Gesellschaft nicht geholfen. Sie werden schlichtweg nicht wahrgenommen.
  • Stolz und Gottlosigkeit. Gottes Wort und Willen gelten rein gar nichts.

    Es ist erschreckend, wie unsere Zeit dieser Darstellung entspricht. Zwar merken wir langsam, daß Arbeit und Wohlstand keine Selbstverständlichkeit mehr sind, aber trotzdem herrscht Konsumzwang (und die Politiker wollen es uns einreden) Konsumpflicht. Arbeiten und sich vergnügen stehen im Mittelpunkt des Denkens. Und wäre da nicht doch noch die Gesetzgebung in unserem Sozialstaat, würden wohl die Armen total unter die Räder kommen.
    So ist der Egoismus groß und die Liebe klein geschrieben. Materialismus und Gottlosigkeit führen das Regiment . Nur wenn es Einbrüche (sprich Katastrophen) in dieses "sodomitische System" gibt, rufen Menschen nach Gott. Er soll sozusagen jetzt als "Lückenbüßer" einspringen und alles wieder in Ordnung bringen.

    Doch die bösen Taten kommen zurück: "So spricht Gott der HERR: Ich will dir tun, wie du getan hast, als du den Eid verachtet und den Bund gebrochen hast!" (Hesekiel 16,59).

    Doch gleich mit dem Gerichtswort kommt auch Gottes Wort von einem Neuanfang, das Wort der Gnade: "Ich will aber gedenken an meinen Bund, den ich mit dir geschlossen habe zur Zeit deiner Jugend, und will mit dir einen ewigen Bund aufrichten." (Hesekiel 16,60).
    Ja, Gott ist ein ernster Gott, er läßt nicht mit sich spielen. Dieser Gott ist aber auch ein barmherziger Gott, der nicht den Tod des Sünders will, sondern daß er sich umkehre zu ihm, dem Allmächtigen.
    So hat Gott alle Voraussetzungen geschaffen für den neuen und ewigen Bund. Wir Christen glauben, daß dies in der Sendung seines Sohnes in diese Welt geschehen ist, in seinem Leiden und Sterben am Kreuz für die Sünden der ganzen Welt und in seiner Auferweckung von den Toten.

    So steht neben dem ernsten Gerichtswort Gottes auch das Wort von seiner Gnade. Und jubelnd dürfen wir es weitersagen: "Jesus Christus ist die Versöhnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt!" (1.Johannes 2,2)



  • 32.Woche


  • Hinweis
    220.Lesung


    Besinnung-Index

    Pfarrer i.R. Jakob Stehle
    GLAUBEN-UND-BEKENNEN

    Fenster schließen!