Pfarrer Jakob Stehle
Schon bei Joel (Kap.4,16) hörten wir, daß der HERR (JAHWE) "aus Zion brüllen wird" - und genau dieses Thema nimmt AMOS wieder auf: "Und er sprach: Der HERR wird aus Zion brüllen und seine Stimme aus Jerusalem hören lassen, daß die Auen der Hirten vertrocknen werden und der Karmel oben verdorren wird."Gottes Ehre wurde beleidigt - er kann das Unrecht in ISRAEL nicht mehr ansehen; Gott muß handeln und Recht und Gerechtigkeit aufrichten. Dies tut er, weil er sein Volk liebt. "Amos" ist die Kurzform von "Amazja" und bedeutet: "Jahwe hat getragen"! Zur Zeit der Regierung JEROBEAMS II. im Nordreich Israel (787-747) tritt der Prophet aus dem Südreich JUDA, Amos, auf. Seine Heimat ist Tekoa im jüdischen Bergland. Das Buch Amos berichtet uns von seinem prophetischen Dienst. Es umfaßt 9 Kapitel und enthält sogenannte "Gesichte", d.h. Amos sieht etwas aber nicht in der Art, wie man sonst sieht! - (Visionen) sowie einen Erlebnisbericht über seine Ausweisung. Das Buch stammt von ihm, ist aber vielleicht überarbeitet worden. Als Amos mit seinem Dienst begann, war ISRAEL in einer Phase des Friedens und Wohlstandes. So war es für ihn nicht leicht, gegen den König und die Priester von Bethel zu predigen. Amos spricht auch über die Nachbarvölker Israels, die sich großer Greueltaten schuldig gemacht hatten. Amos ist ein Prophet, der sich gegen soziale Ungerechtigkeit wendet, die er als Bruch der Gebote Gottes ansieht. So spricht er z.B. gegen die Bestechlichkeit der Richter und die Verschwendungssucht der Frauen. Amos ist nicht ein "Standes-Prophet" aus irgend einer "Schule" (sprich Institution); er ist also kein "Brot-Prophet". Wir hören in seiner Berufungsgeschichte (seine Antwort auf die Ausweisung aus Israel: Kap. 7,14f), daß er als selbständiger Unternehmer sein Brot verdient - nun aber im Auftrag JAHWES zum Volk und zum König sprechen muß. Amazja (übrigens die Langform von Amos - also gleichen Namens wie der Prophet!), der Priester von Bethel, verlangt seine Ausweisung (Kap.7,10). Das Land könne seine Worte nicht mehr ertragen und er macht einen Aufruhr. Amos gegenüber betont er: " Seher, flieh ins Land Juda und iß dort dein Brot und weissage dort!" In seiner vierten Vision (ein Korb mit reifem Obst - Kap.8) wendet er sich gegen den Wucher der Reichen. Bei ihnen gilt allein Geld; die Liebe ist ausgestorben - genauso wie das Verlangen nach Gottes Wort. Amos prophezeit von diesem "Hunger nach Gottes Wort" (Kap.8,11ff) Erstaunlich ist der Schluß des Amosbüchleins: Hier wird vom künftigen Heil des Gottesvolkes geredet, von der "zerfallenen Hütte Davids", die wieder aufgerichtet werden soll (Kap.9,11). Dieses Bild haben die Maler der Christenheit aufgenommen, als sie die Geburtsgeschichte Jesu in Bethlehem zeichneten: ER ist es, der Israel erlösen soll. Siehe auch: Amos-Unterrichtshilfen (Meine Amos-Homepage)
|
