Evangelische Glaubensthemen - Pfarrer i.R. Jakob Stehle
[ 7 WOCHEN ]

LITURGISCHER KALENDER - 7 WOCHEN BIS WEIHNACHTEN


34.Tag     (5.Woche) 11.Dez.2009 (Freitag)
Es werden sich zum Herrn bekehren aller Welt Enden
und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden.
Psalm 22,28

Ist es nicht interessant, wo dieses Wort "Bekehrung" hier in der Bibel steht? Es steht nämlich weder in den Evangelien noch in den Briefen, sondern es steht in den Liedern des Alten Testaments, in den Lobgesängen Israels.

Das zeigt uns: Bekehrung ist keine Erfindung des Neuen Testamentes, nichts, was Jesus allein gepredigt hätte, oder Paulus, oder einer der Evangelisten heute, z.B. Billy Graham.
Bekehrung ist ein altes, biblisches Wort und war für die Botschaft Gottes immer schon wichtig, ja grundsätzlich wichtig. Wir Christen befinden uns in guter Gesellschaft mit den Propheten und Frommen in Israel, wenn wir das Wort zur Bekehrung hören und auch andere dazu aufrufen.

"Sich bekehren" bedeutet im Hebräischen ganz praktisch: umkehren, den bisherigen Weg verlassen und einen neuen Weg einschlagen - oder auch: den guten Weg Gottes wieder suchen, wieder finden, wieder aufsuchen.
Bekehrung bleibt nicht im Kopf stecken, in den Gedanken oder Gefühlen, sondern Bekehrung heißt ganz praktisch: Ich verlasse meinen Weg und begebe mich auf den Weg Gottes.

So hat es Bekehrung immer auch mit "Umkehr" - mit "Buße" zu tun: Martin Luther spricht von der täglichen Buße. Täglich mache ich mich auf, um Gottes Weg zu gehen, um das Leben zu suchen, um Gott zu suchen. Ich drifte sonst immer wieder ab, leider. Ich lebe ja nicht im Paradies. Ohne Umkehr ist es in meinem Leben so, als wenn ich mich im Meer einfach nur treiben ließe. Dann treibt mich die Strömung fort. Deshalb muss ich gegensteuern.
Genauso muss ich mich zu Gott hin bekehren, mich täglich zu ihm hinwenden. Hin zum Leben, zur Freude, zur überfließenden Liebe Gottes; ja hin zur Liebe, die meine kühnsten Vorstellungen sprengt!
Das zeigt mir der Aufruf zur Bekehrung: Gott freut sich nicht, wenn ein Mensch stirbt oder ohne Hoffnung lebt. Gott will, dass wir leben! Gott hat Sehnsucht nach uns, nach der verlorenen Gemeinschaft mit seinen Menschenkindern.

Das Besondere unseres Bibelverses aus den Psalmen ist jedoch die AUSSAGE: Es wird etwas geschehen! "Es werden sich zum Herrn bekehren aller Welt Enden und vor ihm anbeten alle Geschlechter der Heiden".
Welch eine Zusage auch für eine Kirche, die manchmal den Eindruck hat, daß ihr alle Leute "davonschwimmen".
Was steckt aber hinter dieser Verheißung, daß sich die Völker bekehren?
Aus dem Neuen Testament wissen wir es: Es ist die Botschaft des Evangeliums - die Botschaft, daß der Retter gekommen ist "zu suchen und selig zu machen, was verloren ist."

Das darf uns froh und dankbar und mutig machen in der Gemeinde - in der hohen Zeit des Advent und Weihnachten, aber auch nachher an den Sonntagen der festlosen Zeit.


Gebet zum 34.Tag

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Beginn: 1.November 2004